Arbeiten und Leben

„Habe den Weg zurück in ein gesundes Leben gefunden“

13. Dezember 2019

Katharina Pölz aus der Medizinischen Klinik hat erfolgreich am Präventionsprogramm „Betsi“ teilgenommen

Stress bei der Arbeit und im Privatleben, keine Zeit für sich und seine eigenen Bedürfnisse – ständige Überlastung gefährdet nicht nur die Gesundheit, sie kann im Extremfall auch zum Verlust der Arbeitsfähigkeit führen. Genau da setzt das Präventionsprogramm „Zum Erhalt der Arbeitskraft“ der Gesetzlichen Rentenversicherung an. Ziel ist die frühzeitige Förderung gesunder Lebens- und Arbeitsstrategien, um die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit  zu erhalten. Auch am Klinikum nehmen regelmäßig Mitarbeiter an „Betsi“, so der frühere Name, teil. Eine, die maximal davon profitiert hat, ist Katharina Pölz, die seit 1996 in der Medizinischen Klinik arbeitet und mittlerweile die Ambulanz-Leitstelle der Inneren Medizin II leitet.

Als sich Katharina Pölz 2016 für „Betsi“ anmeldete, kam das Angebot für sie genau zum richtigen Zeitpunkt. Privat hatte sie eine harte Zeit hinter sich: Mehrere Jahre hatte sie aus finanziellen Gründen einen Nebenjob und pflegte darüber hinaus ihren demenzkranken Vater. Der sportlichen Frau blieb kaum mehr Zeit für ihr Hobby, sie nahm zu und entwickelte einen beginnenden Bluthochdruck. Sie erinnert sich: „Ich war an einem Punkt, an dem ich dringend etwas für mich machen musste und wollte und habe mich gleich beworben.“ Erfahren hatte sie von „Betsi“ über Fit im Klinikum, der Betrieblichen Gesundheitsförderung am Klinikum. Nach einem ausführlichen Gespräch mit der Betriebsärztin erhielt sie sofort eine Zusage.

Von elf Mitstreitern kamen fast alle aus dem Klinikum

Um erst einmal Abstand zu gewinnen, entschied sie sich für die stationäre Variante der ersten „Betsi“-Phase: Ein einwöchiger Aufenthalt in einer Rehaklinik in Baden-Baden. Zusammen mit elf Mitstreitern checkte sie ein, fast alle kamen aus dem Klinikum. Katharina Pölz erhielt einen vollen Stundenplan, auf dem Programm standen verschiedene Sportarten wie Wandern, Funktionstraining, Nordic Walking, Wassergymnastik oder Gerätetraining im Kraftraum. „Für uns war das perfekt, wir waren alle hochmotiviert.“ Entspannungskurse, Gruppengespräche mit einer Psychologin, Ernährungsberatung oder Vorträge über Gesundheitsthemen waren weitere Angebote, die Pölz und ihre Gruppe begeistert nutzten. „Wichtig war aber auch der Austausch untereinander – wir haben viel gesprochen.“ Rückblickend beschreibt sie diese Woche als ersten Schritt zurück in ihr früheres Leben: „Denn eigentlich war ich immer sehr sportlich, ich hatte meinen Weg nur aus den Augen verloren.“

„Ich kann Betsi nur jedem empfehlen, der das Gefühl hat, etwas ändern zu wollen.“

Dieser sogenannten Initialphase folgte der zweite Schritt: Katharina Pölz trainierte nach einer kurzen Einweisung drei Monate lang zweimal wöchentlich konsequent in einem ambulanten Rehazentrum. Im Anschluss folgen drei weitere Monate, in denen sie eigenverantwortlich Sport machte. Nutzen können Klinikmitarbeiter in diesem Zeitraum das Kursangebot von Fit im Klinikum, Katharina Pölz ging in ihr gewohntes Fitnessstudio. Aufgeben war für sie nie eine Option: „Ich war ja froh, dass ich das machen konnte.“ Das abschließende, sogenannte „Refresherwochenende“ verbrachte sie mit ihrer Gruppe noch einmal in der Rehaklinik mit Wandern, Sport, einem Abschlussgespräch und der Entwicklung eines Konzeptes zur Weiterführung der Maßnahmen.

Mittlerweile hat sie „Betsi“ schon vielen KollegInnen empfohlen und will auch selbst noch einmal teilnehmen, denn alle vier Jahre kann man sich erneut bewerben: „Ich sehe das auch als kleine Belohnung für die Menschen, die bereit sind, etwas für sich zu tun.“ Vom Konzept ist sie überzeugt: „Durch das Programm habe ich den Weg zurück in mein sportliches, gesundes Leben gefunden.“ Auch wenn ihr Alltag nach wie vor stressig und sie als Pendlerin täglich elf Stunden aus dem Haus ist. Heute ernährt sie sich wieder bewusst und nimmt sich drei bis vier Mal pro Woche Zeit für Sport. Sie wandert, geht in ein Fitnessstudio oder fährt Fahrrad. Allein im vergangenen Jahr stolze 3.600 Kilometer. „Diese Zeit muss man sich nehmen, man macht es ja für sich.“

Behutsames Heranführen an den Sport

Schon während ihrer Teilnahme an „Betsi“ verlor sie fünf bis sechs Kilogramm, mittlerweile hat sie wieder ihr Idealgewicht erreicht. „Ich kann Betsi nur jedem empfehlen, der das Gefühl hat, etwas ändern zu wollen.“ Auch den KollegInnen, die wenig mit Sport am Hut haben, denn das Konzept führt einen behutsam an den Sport heran. Das kann sie bei Mitgliedern aus ihrer Gruppe beobachten, denn aus der gemeinsamen Zeit haben sich Freundschaften entwickelt. Sie treffen sich regelmäßig, dabei stehen meist sportliche Events wie zum Beispiel der Besuch einer Trampolinhalle auf dem Programm. Mit einer Kollegin hat sie vor ein paar Wochen sogar eine 50-Kilometer-Wanderung gemeistert: „Ich wusste nicht, dass ich das kann. Aber wir haben es in sogar in knapp elf Stunden geschafft.“ Heike Dürr

>> Hintergrund

„Zum Erhalt der Arbeitskraft – Prävention“ ist ein Programm der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zum Umgang mit beginnenden gesundheitlichen Problemen am Arbeitsplatz. Der frühere und geläufigere Name, der auch immer noch am Klinikum verwendet wird, ist „Betsi“ („Beschäftigungsfähigkeit teilhabeorientiert sichern“). Angeboten wird das Programm am Klinikum im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und des Betriebsärztlichen Dienstes. Anspruch haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit beginnenden gesundheitlichen Beschwerden und Problemen am Arbeitsplatz, die bei der DRV rentenversichert sind. Der gesundheitliche Bedarf wird durch den Betriebsärztlichen Dienst des Klinikums in einem Gespräch geprüft. Ziele sind u. a. eine bessere Körperwahrnehmung, besserer Umgang mit körperlicher und psychischer Anspannung, Problembewältigung im Arbeitsalltag oder Aktivitätsförderung. Die Teilnahme an „Betsi“ ist kostenfrei. Bis auf die Eigentrainingsphase werden alle Kosten inklusive Reisekosten von der DRV übernommen. Während der Initialphase besteht in der Regel Anspruch auf Entgeltfortzahlung.

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