Gastbeiträge

Von mönchischer Ruhe, pfälzischen Maultaschen und norddeutschem Regen

16. Oktober 2019

Sommerschule des Instituts für Medizinische Biometrie und Informatik im Pfälzer „„Wohnzimmer“ / Thema waren „Fortgeschrittene Methoden der Fallzahlkalkulation und -rekalkulation“ *

von Prof. Dr. Meinhard Kieser, Institutsdirektor, Institut für Medizinische Biometrie und Informatik

Die vom Institut für Medizinische Biometrie und Informatik (IMBI) Heidelberg ausgerichteten und von den beiden deutschen Fachgesellschaften gmds und DR-IBS unterstützten Sommerschulen haben mittlerweile eine gewisse Tradition und bei manchen TeilnehmerInnen schon fast Kultstatus. Jedenfalls gab es bei den in diesem Jahr wegen der großen Nachfrage sogar an zwei Terminen durchgeführten Veranstaltungen herzliche Wiedersehensszenen, und es wurde ernsthaft die Frage gestellt, ob die Pfalzakademie in Lambrecht inzwischen eine Art „Wohnzimmer“ des IMBI-Dozententeams sei. Der Charme der Lokalität liegt darin, dass einerseits mit der Abgeschiedenheit eine fast mönchische Ruhe einhergeht, die einem intensiven Lehren und Lernen sehr zuträglich ist. Andererseits sorgt ein buntes Haupt- und Rahmenprogramm dafür, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt, im Gegenteil: es ist immer wieder für Überraschungen gesorgt. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass sich die zum Essen gereichten pfälzischen Maultaschen vor den schwäbischen keinesfalls verstecken müssen, dass der bei der Wanderung niedergehende Regen norddeutsche Qualitäten aufweist (lediglich, dass er nicht wie dort waagerecht auftraf, wurden von den Teilnehmern aus diesem Landstrich bemängelt) und dass unser Wanderführer, mit pfälzischer Herkunft und Gemüt ausgestattet, als Gegenmittel einen „Barblee“ (von französisch: parapluie) empfiehlt? Die Themenpalette des IMBI-Dozententeams konnte diesen Spannungsbogen mehr als halten und hatte auch für erfahrene BiometrikerInnen Neuigkeiten in petto. Nach einer Einführung in die Grundprinzipien (Meinhard Kieser) wurden Fallzahlberechnungs-Methoden für den – immer noch viel zu selten angewendeten – Fisher-Boschloo-Test präsentiert (Samuel Kilian), danach Verfahren für ordinale (Rouven Behnisch) und für Time-to-event Endpunkte (Katrin Jensen und Johannes Krisam), für multiple Testprobleme (Laura Benner), für cluster-randomisierte Studien und für Bayesianische Ansätze (Johannes Krisam) sowie für verblindete und entblindete Fallzahl-Rekalkulation (Meinhard Kieser und Maximilian Pilz). Als „Sahnehäubchen“ – alles wie gewohnt perfekt organisiert von Birgit Schleweis und Andrea Wendel – wurde dieses Programm garniert mit einem Grillabend und einer Wanderung mit geführter Besichtigung der Burg Spangenberg. Die Stimmung war, wen wundert’s, prächtig und die Veranstalter freuten sich über Rückmeldungen wie diese: „Tolle Organisation, Grillabend & Spangenberg als soziale Events top! Tolles Angebot, diese Sommerschulenworkshops; man lernt viel und im Preis ist vieles drin. Klasse & herzlichen Dank!“ Auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr, wenn am gleichen Ort vom 13. bis 15. Juli 2020 die nächste IMBI-Sommerschule zu „Simulationsstudien in der biometrischen Forschung“ stattfinden wird!

* Bei der Fallzahlkalkulation berechnet der Biostatistiker die Zahl der Patienten, die notwendig sind, um in einem medizinischen Forschungsprojekt das Ziel (mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit, der statistischen Power) zu erreichen. Hierzu sind in der Planungsphase, zumeist unsichere, Annahmen zu treffen. Bei der Fallzahlrekalkulation geht es um innovative Verfahren, die es ermöglichen, Informationen, die während des Projektverlaufs verfügbar werden und die die o. g. Unsicherheit vermindern, zu nutzen, um die notwendige Zahl der Patienten präziser zu bestimmen, indem die ursprünglich getroffenen Annahmen überprüft und potentiell modifiziert werden. An der Entwicklung dieser Verfahren ist das IMBI aktiv beteiligt.

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