Wer: Dr. Florian Uhle, Leiter des zentralen Forschungslabors der Anästhesiologischen Universitätsklinik Heidelberg –
Was: „Hanse-Preis für Intensivmedizin“, verliehen auf dem 29. Symposium Intensivmedizin und Intensivpflege in Bremen. Der Preis wird von der Fresenius-Stiftung Bad Homburg gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Wofür: Der Biologe Dr. Florian Uhle erhielt die Auszeichnung für seine Forschungsarbeit zu den Auswirkungen einer Sepsis auf zukünftige Nachkommen: Er zeigte erstmals im Tierversuch, dass eine Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, „molekulare Narben“ in der Keimbahn hinterlässt, das Erbgut der Spermien verändert und damit Auswirkungen auf die Folgegeneration haben kann.
Die häufigste Todesursache auf Intensivstationen ist in Deutschland die Sepsis. 2018 erkrankten rund 400.000 Menschen, ungefähr ein Fünftel starb an den Folgen der außer Kontrolle geratenen Immunreaktion. Während Wissenschaftler weltweit intensiv daran forschen, wie man die sich im gesamten Körper ausbreitende Entzündung schnellstmöglich unterbrechen kann, sind die Spätfolgen einer überlebten Sepsis noch wenig untersucht. „Die Forschung unserer Arbeitsgruppe setzt da ein, wo die Intensivmedizin endet. Wir wollen verstehen, welche Spuren diese lebensgefährliche Immunreaktion im Körper, in den Zellen oder im Erbgut zurück lässt“, so Dr. Florian Uhle. Mit seinem Team untersuchte er erstmals im Tierexperiment die Auswirkungen einer Sepsis auf die männlichen Keimbahn: Sechs Wochen nach Sepsis fanden die Wissenschaftler bei männlichen Mäusen nicht nur einen erhöhten Anteil degenerierter Spermien. Sie entdeckten zudem chemische Veränderungen am Erbgut der Spermien, sogenannte epigenetische Modifikationen.
„Betroffen sind insbesondere Gene, die an Entwicklungsprozessen beteiligt sind“, so der Humanbiologe. „Das hat direkte Auswirkungen auf die nächste Generation.“ Ein Blick auf die männlichen Nachkommen zeigte: Ihre Gewichtsentwicklung war leicht verzögert und bestimmte Immunfunktionen – beispielsweise in der Reaktion auf Pilze in der Lunge oder Bakterien im Blut – vermindert. „Wir wissen allerdings noch nicht, ob die Keimbahn dauerhaft verändert ist und ob diese Veränderungen für das Tier relevant sind. Das gilt es noch zu klären“, so Uhle, der im Team von Professor Dr. Markus A. Weigand, Ärztlicher Direktor der Anästhesiologischen Universitätsklinik, forscht.