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Fachlich und mental eine grosse Herausforderung

23. Oktober 2018

Weiterbildung bereitet seit 40 Jahren auf die Herausforderung Kinder-Intensivpflege vor

Claudia Butz muss nicht lange überlegen, wenn man sie auf ihre eindrucksvollste Erinnerung ihrer beruflichen Laufbahn anspricht. Die Fachkinderkrankenpflegerin für Pädiatrische Intensivpflege, die auf der Kinder-Intensivstation der Kinderklinik arbeitet, erzählt: „Das war vor 20 Jahren, als ich einen jungen Patienten und seine Familie bei einer Herztransplantation begleitet habe.“ Bis heute schreiben sich die beiden und treffen sich auch regelmäßig. Für sie war es eine besonders prägende Situation, denn „wir haben gemeinsam schwer gekämpft, und es ist schön zu sehen, dass es sich gelohnt hat.“

Auch wenn solche Patientenschicksale für Claudia Butz und ihre Kolleginnen und Kollegen zum beruflichen Alltag gehören – die intensivmedizinische Betreuung schwerstkranker Neugeborener und Kinder stellt für sie und das Team sowohl fachlich als auch mental eine große Herausforderung dar. Um dieser gewachsen zu sein, bereitet die Fachweiterbildung „Pädiatrische Intensivpflege“ an der Akademie für Gesundheitsberufe AfG und dem Zentrum für Kinder-und Jugendmedizin die Pflegenden optimal auf die Aufgabe vor – und das seit mittlerweile 40 Jahren. Auch Claudia Butz hat von der Weiterbildung profitiert. 1988 schloss sie ihre Ausbildung zur Kinderkrankenschwester auf der Intensivstation der Kinderklinik ab. Ihre Weiterbildung begann sie bereits zwei Jahre später. „Ich wollte genau wissen, warum was gemacht wird“, berichtet Claudia Butz.

Schnell reagieren, vorsichtig handeln

Inhalte der Weiterbildung sind interdisziplinäre, neonatologische und kinderkardiologische Intensivpflege sowie das Fach Anästhesie. Alles ist zugeschnitten auf die speziellen Bedürfnisse der Patienten. „Wir versorgen ja keine kleinen Erwachsenen“, so die 51-Jährige, die fortfährt: „Die Beobachtung muss sensibel gehandhabt werden, es gilt, schnell zu reagieren und vorsichtig zu handeln. Hinzu kommt, dass wir sehr einfühlsam sein müssen, denn es ist immer eine ganze Familie betroffen.“

Auf der Kinder-Intensivstation liegen schwerstkranke Patienten mit allgemein-pädiatrischen, kardiologischen oder onkologischen Erkrankungen. Modernste Therapieformen, auch bei Ungeborenen, sowie neue kardiochirurgische Operationsmethoden oder Dialysen bieten die Chance, Diagnosen zu überleben, die früher ein Todesurteil bedeuteten. „Die Arbeit ist dadurch viel technischer geworden“, berichtet Claudia Butz.

„Jedem, der gerne mit Kindern umgeht und keine Angst vor Technik hat, kann ich nur raten bei uns anzufangen.“

Claudia Butz, Fachkrankenschwester für Pädiatrische Intensivpflege

Nicht alle Patienten können die Station gesund verlassen, einige versterben dort. „Dann können wir nur noch versuchen, die letzten Tage so angenehm wie möglich zu gestalten.“ Schicksale, die Claudia Butz nicht kalt lassen. Viele Patienten sind ihr in Erinnerung geblieben. Die, für die sie und das Team nichts mehr tun konnten, aber auch Patienten, die dank ihr und den Kollegen ein nahezu normales Leben führen können.

Eltern unterstützen bei der Pflege der Kinder

Gearbeitet wird in drei Schichten rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr. Dadurch ergeben sich viele Begegnungen mit den Familien. Der Umgang mit Eltern und Geschwisterkindern hat sich in den letzten Jahrzehnten gravierend geändert. „Zu meinen Anfangszeiten waren die Familien nur Besucher mit Besuchskitteln und Überschuhen, man hat sie aus der Pflege der Kinder rausgehalten“, erinnert sich Claudia Butz. Heute gibt es keine Besuchszeiten mehr. „Wir setzen auf ein interaktives Arbeiten mit den Eltern, leiten sie früh an, ihre Kinder trotz Schläuchen und Kabeln zu versorgen.“ Dadurch können sie die Bindung zu ihren Kindern stärken und sind für das Pflegeteam manches Mal eine große Hilfe. Auch Geschwisterkinder dürfen mittlerweile mit auf die Station. So erfahren sie, wo sich die Eltern aufhalten, wenn sie von ihnen getrennt sind. Und sollte es im schlimmsten Fall dem Ende zu gehen, dann wissen sie, warum die Eltern so traurig sind.

Für Claudia Butz war die Weiterbildung die perfekte Basis für ihren beruflichen Alltag. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen gibt sie seit 16 Jahren als Praxisanleiterin in der Fachweiterbildung weiter und begleitet Kolleginnen und Kollegen in ihrem klinischen Alltag. Bis heute ist sie trotz der steigenden Anforderungen gerne Kinderkrankenschwester und sagt: „Man bekommt viel zurück.“ Die größte Anerkennung und Bestätigung für sie ist es zu sehen, wie gut es vielen ihrer ehemaligen Patienten geht.

Zum Ausgleich engagiert sie sich seit 17 Jahren als Übungsleiterin beim Kinderturnen in ihrem Wohnort Reilingen und genießt den Kontakt mit gesunden Kindern und unbelasteten Familien. „Es ist auch schön zu sehen, dass es noch was anderes gibt als die Kinder-Intensivstation.“ Heike Dürr

Bildzeile:

Claudia Butz schloss ihre Ausbildung zur Kinderkrankenschwester auf der Intensivstation der Kinderklinik 1988 ab. Bereits zwei Jahre später begann sie mit der Fachweiterbildung „Pädiatrische Intensivpflege“.

Hintergrund

  • Das 40-jährige Jubiläum der Weiterbildung „Pädiatrische Intensivpflege“ feierten das Universitätsklinikum Heidelberg und die Akademie für Gesundheitsberufe Anfang September mit einem Fachsymposium – zusammen mit den Kooperationspartnern aus Mannheim, Heilbronn, Darmstadt und Winnenden.
  • Die Weiterbildung bietet 740 theoretische Unterrichtsstunden, ist zweijährig, berufsbegleitend und staatlich anerkannt.
  • Voraussetzung ist eine Ausbildung zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger.
  • Abgeschlossen wird mit einer schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfung mit dem Titel „Kinderkrankenschwester/-pfleger für Pädiatrische Intensivpflege“.
  • Geübt wird an Puppen oder unter der Anleitung von Praxisanleiter/-innen wie Claudia Butz. Diese geben ihre Erfahrung direkt am Patientenbett weiter.
  • Der Unterricht findet fast ausschließlich in der Kinderklinik statt, damit Fach- und Oberärzte für den klinischen Alltag weiter zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen zur Kinder-Intensivstation (Station K-Intensiv)

  • Die K-Intensiv verfügt über 22 Intensiv-Betten
  • Die Patienten sind zwischen 0 und über 30 Jahre alt, denn die Behandlung kindlicher Herzfehler wird bis ins Erwachsenenalter fortgeführt.
  • In unregelmäßigen Abständen organisieren die Mitarbeiter der K-Intensiv sogenannte Kardiofeste, zu denen sie ehemalige kardiologische Patienten und ihre Familien einladen. „Wir machen das, um zu sehen, was aus ihnen geworden ist, und die Eltern nutzen es, um sich wieder einmal zu treffen und sich auszutauschen.“
  • Schwierige Situationen besprechen die Kollegen oft unter sich, falls das nicht reicht, stehen Seelsorger zur Verfügung. Auch für die Familien.

Weitere Informationen zur >> Fachweiterbildung Pädiatrische Intensivpflege

 

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