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Angenehme Lernatmosphäre ermöglicht hohen Lernerfolg

16. Mai 2018

Hauptamtliche Praxisanleiter ermöglichen Auszubildenden in der Pflege praktisches Lernen ohne Zeitdruck

Ganz vorsichtig und mit viel Gefühl entfernt Asena Isik den Wundverband der Patientin. „Achtung, jetzt kann es etwas kalt werden“, sagt die Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege zur Patientin, bevor sie Desinfektionsmittel auf die Stelle sprüht, an der der Schlauch der Redondrainage aus der Haut austritt. Anschließend kontrolliert sie, ob der Bereich gerötet oder entzündet ist. Gleich wird sie – zum ersten Mal in ihrem Leben – die Redondrainge aus dem Körper der Patientin entfernen. Am Fußende des Bettes steht Anja Rohleder. Die Fachkrankenschwester für Onkologie beobachtet mit fachkundigem Blick jeden Arbeitsschritt der Auszubildenden, leitet an, erklärt und hilft, wenn es notwendig ist.

Anja Rohleder ist eine von 20 hauptamtlichen Praxisanleiterinnen / Praxisanleitern (HPA) am Universitätsklinikum Heidelberg. Sie arbeitet auf der gynäkologischen Station der Frauenklinik und ist ausschließlich für die praktische Ausbildung der Schülerinnen und Schüler verantwortlich, die hier eingesetzt werden. Eine davon ist Asena Isik, die ihre Ausbildung seit April 2017 an der Akademie für Gesundheitsberufe absolviert. In ihrem sechswöchigen Einsatz hat sie zusätzlich zu den täglichen, oftmals spontan durchgeführten Anleitungen zwei feste, zuvor genau geplante Übungssituationen mit „ihrer“ Anleiterin. Darin führt die 22-Jährige die Tätigkeiten durch, die sie zu Beginn mit Anja Rohleder besprochen hat und die während der sechs Wochen erlernt werden sollten.

„Eine gute Praxisanleitung dient der Sicherung und Steigerung der Qualität der Pflege.“

Anja Rohleder, hauptamtliche Praxisanleiterin (HPA) am Universitätsklinikum Heidelberg

Für den Einsatz in der Frauenklinik stehen neben dem Ziehen der Drainage und der Wundversorgung vor allem die Vertiefung der Krankheitslehre in der Gynäkologie und die Kommunikation mit Krebspatienten auf dem „Stundenplan.“ Die Patientin – sie musste vor einigen Tagen aufgrund einer Brustkrebserkrankung eine aufwändige Operation über sich ergehen lassen – haben Anja Rohleder und Asena Isik zuvor gemeinsam ausgesucht. Für die Schülerin geht es jedoch nicht nur darum, einzelne Tätigkeiten durchzuführen – eine Anleitung ist weitaus mehr. Anja Rohleder erzählt: „Wir versuchen, den Schülern den ganzheitlichen und umfassenden Blick auf den Patienten nahezubringen. Es geht darum, den Patienten mit all seinen körperlichen und psychischen Bedürfnissen zu betrachten. Dazu fördern wir Eigenständigkeit und Verantwortung.“

Für Asena Isik bedeutet das: Sie zieht nicht nur die Drainage und kontrolliert die Wunden, sondern sie misst die Vitalzeichen, unterstützt die Patientin bei der Körperpflege, führt die Thromboseprophylaxe durch, bietet eine atemstimulierende Einreibung an und beobachtet den Allgemeinzustand der Patientin. Fragen zu Krankheitsempfinden- und -bewältigung lässt die Schülerin mit viel Fingerspitzengefühl immer wieder in die Unterhaltung mit der Patientin einfließen. Abgerundet wird der praktische Unterricht von einer ausgiebigen Nachbesprechung – inklusive Selbstreflektion und anschließender Dokumentation.

Und wie hat Asena Isik die Anleitung empfunden? Auch wenn sie weiß, dass man die Situation nicht mit dem Stationsalltag vergleichen kann, ist sie von dem praktischen Ausbildungskonzept begeistert: „Die hauptamtlichen Praxisanleiter arbeiten außerhalb des normalen Schichtbetriebs und können sich ohne Zeitdruck um uns Auszubildende kümmern. Die Lernatmosphäre ist sehr angenehm und der Lernerfolg ist enorm hoch, da man umgehend eine Rückmeldung erhält.“

„Die hauptamtlichen Praxisanleiter können sich ohne Zeitdruck um uns kümmern.“

Asena Isik, Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege

Anja Rohleder ist froh, dass sie als hauptamtliche Praxisanleiterin die Möglichkeit hat, die Auszubildenden für die Krankenpflege zu begeistern. Sie sagt: „Pflegeschüler sind unsere Kollegen von morgen – und in meiner Funktion habe ich die Chance, direkt auf die Qualität der pflegerischen Versorgung einzuwirken.“ Das Klinikum sieht sie in Sachen Praxisanleitung auf dem richtigen Weg: „Anleitung braucht ausreichend Zeit und fachlich sicher auftretendes Personal. Eine gute Praxisanleitung dient der Sicherung und Steigerung der Qualität der Pflege und der Gewinnung neuer Kollegen.“ Entscheidend ist für Anja Rohleder und ihre hauptamtlichen Kollegen auch die Zusammenarbeit mit den übrigen Praxisanleitern. Diese erbringen ihren Teil der Anleitung während ihrer regulären Arbeit auf Station. „Für uns Hauptamtliche sind das die wahren Helden der praktischen Ausbildung.“

Bildzeile: Während Pflegeschülerin Asena Isik gewissenhaft die Entfernung der Wunddrainage vorbereitet, schaut die hauptamtliche Praxisanleiterin Anja Rohleder genau hin.

>> Hintergrund

  • Hauptamtliche Praxisanleiter (HPA) begleiten Auszubildende in der Gesundheits- und Kranken- bzw. Kinderkrankenpflege im Praxiseinsatz auf den Allgemein-Stationen des Klinikums. Auch Auszubildende der Hebammenschule sowie der Schule für Operationstechnische Assistenten erhalten HPA. Intensivstationen, Funktionsbereiche und Ambulanzen erbringen ihre Ausbildungsleistungen derzeit eigenständig.
  • Die Praxisanleiter setzen Vorgaben aus dem Lehrplan in der Praxis um. Als Bezugspersonen erheben sie Lernbedarfe, planen und gestalten gemeinsam mit den Auszubildenden Lernsituationen. Sie beraten, beurteilen und bewerten, z. B. bei praktischen Prüfungen. Sie stehen hierbei in engem Austausch mit den Lehrenden der Ausbildungseinrichtung.
  • Voraussetzung für eine Tätigkeit als Praxisanleiter ist eine erfolgreich absolvierte Zusatzqualifikation, die u.a. an der Akademie für Gesundheitsberufe AfG Heidelberg angeboten wird. Inhalte sind u. a. Kommunikation und Gesprächsführung, Anleiten und Beraten, Prüfen und Bewerten und wissenschaftliches Arbeiten und Präsentieren. Außerdem werden pädagogische und didaktische Grundlagen vermittelt. Weitere Informationen unter https://bit.ly/2qmVi3u oder bei Beate Weisser (Tel. 8307).
  • Laut der „Regelungsvereinbarung zur Ausbildungsqualität“ müssen an den vier Uniklinika in Baden-Württemberg für jeden Auszubildenden zehn Prozent der wöchentlichen Einsatzzeit als Praxisanleitung sichergestellt werden. Bei einer Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden hat der Auszubildende also Anspruch auf ca. vier Stunden/Woche begleiteten Unterricht am Patientenbett. Als Nachweis müssen die Stunden schriftlich dokumentiert werden.
  • Am Universitätsklinikum Heidelberg gibt es 20 hauptberufliche Praxisanleiter. Die meisten arbeiten zur Hälfte ihrer Arbeitszeit ganz regulär als Pflegekraft auf ihrer Station. Die übrigen 50 Prozent der Zeit sind sie von ihrer Tätigkeit als Schwester / Pfleger freigestellt, um sich den Auszubildenden widmen zu können.
  • Zusätzlich zu den HPA gibt es am Klinikum noch weitere 320 Pflegekräfte mit der Zusatzqualifikation Praxisanleiter, die für ihre Tätigkeit nicht freigestellt sind, sondern die Auszubildenden während ihrer regulären Arbeit auf Station betreuen.

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