Wer: PD Dr. Constanze Schmidt, Innere Medizin III, Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie –
Was: August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis, dotiert mit 15.000 Euro
Wofür: Vorhofflimmern – die häufigste Herzrhythmusstörung mit bis zu zwei Millionen Betroffenen in Deutschland – gilt nicht nur als wichtige Ursache des Schlaganfalls, sondern kann auch eine chronische Leistungsschwäche des Herzens (Herzinsuffizienz) auslösen. In der Herzforschung sind Erkenntnisse über diesen Zusammenhang noch nicht ausreichend erforscht.
Die Preisträgerin untersuchte mit ihrem Team Herzmuskelzellen von insgesamt 230 Patienten, die unter Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz leiden. Die Forscher konnten zeigen, dass zwischen dem Vorhandensein sogenannter „Zwei-Porendomänen-Kaliumkanäle“ und dem Auftreten der beiden Erkrankungen ein direkter, wenn auch umgekehrter Zusammenhang besteht. Beim Vorhofflimmern tritt der TASK-1-Kaliumkanal deutlich verstärkt auf, was zu einer Stromzunahme in den Herzmuskelzellen und somit zu einer starken Verkürzung des Aktionspotenzials (Teil der Erregungsleitung des Herzens) führt. Diese Verkürzung ist die entscheidende Basis für die Entstehung von Vorhofflimmern. Unterbricht man die erhöhten TASK-1-Ströme, normalisiert sich die Dauer des Aktionspotenzials auf Werte von Patienten ohne Vorhofflimmern. Umgekehrt verhält sich der Mechanismus in den Herzmuskelzellen von Herzschwächepatienten: ein niedriges TASK-1-Level bei einer Abnahme des TASK-1-Stroms führt zu einer Verlängerung der Aktionspotenzialdauer.
Für die Herzmedizin ist dieses – wenn auch gegensätzliche, dafür wiederkehrende – Muster ein Ansatz für das Wirkprofil neuer pharmakologischer Therapien: „Wir wissen jetzt, dass Vorhofflimmern und die chronische Herzschwäche voneinander unabhängige primäre Faktoren für die Regulierung dieses TASK-1-Kaliumkanals sind“, fasst Dr. Constanze Schmidt das Ergebnis ihrer Forschung zusammen. Sekundäre Einflussfaktoren auf den Kaliumkanal sind männliches Geschlecht, Übergewicht (Body-Mass-Index >27) sowie Tabakkonsum.
Die Erkenntnisse erklären, warum klinisch etablierte Medikamente zur Behandlung von Vorhofflimmern bei Patienten mit Herzinsuffizienz weniger wirksam sind und zeigen neue Therapiewege für Patienten mit kombiniertem Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz auf.
Bereits 2016 wurde PD Dr. Constanze Schmidt für eine Vorläufer-Studie mit dem Oskar-Lapp-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) ausgezeichnet.
Text und Bild: Deutsche Stiftung für Herzforschung