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Wie gefährlich ist Skifahren?

18. Dezember 2017

von Dr. Yannic Bangert, Stellvertretender Leiter des Bereichs Sportorthopädie und Sporttraumatologie

Die Skisaison ist für viele Skifahrer und Snowboarder die schönste Zeit des Jahres. Allerdings kommt es jedes Jahr zu zahlreichen Unfällen auf den Pisten. Viele dieser Verletzungen könnten durch das Tragen von Schutzausrüstung und durch angemessenes Verhalten verhindert werden.

Ist Skifahren also ein Hochrisikosport? Nein. Die Auswertungsstelle für Skiunfälle der ARAG Sportversicherung erfasst seit über 30 Jahren im Skisport Verletzungen deutscher Skifahrer. Ausgehend von ca. 4,2 Millionen aktiven Skifahrern verletzten sich in der Skisaison 2015/2016 lediglich 41.000 bis 42.000 so schwer, dass eine ärztliche Behandlung notwendig war. Dies ist zwar ein leichter Anstieg zur Vorsaison, aber im Vergleich zur Basissaison 1979/80 beträgt der Rückgang dennoch insgesamt fast 59 Prozentpunkte.

Am häufigsten von Verletzungen betroffen ist das Kniegelenk. Fast jede dritte Verletzung ist in diesem Bereich lokalisiert. Hierbei handelt es sich vor allem um Bandverletzungen, wie der Riss des vorderen Kreuzbandes und des Innenbandes. Ein Großteil der Verletzungen entsteht bei tief gebeugtem, innengedrehtem Knie, wobei sich der Körperschwerpunkt hinter dem Kniegelenk befindet. Besonders alarmierend ist der Wert bei Frauen. Hier beläuft sich der Anteil an Knieverletzungen auf 43 Prozent.

Um das persönliche Verletzungsrisiko zu minimieren, sollten die folgenden vier Punkte berücksichtigt werden:

  • Prävention: Mit der rechtzeitigen Vorbereitung auf die Skisaison im Sinne eines gezielten Kraft- und Ausdauertrainings können Muskeln gekräftigt und die Koordination trainiert werden. Sie sollten also bereits im Sommer aktiv werden!
  • Material: Die Auswahl der passenden Skier sollte dem Fahrkönnen angepasst sein und die Skibindung von einem Fachmann eingestellt werden. Ein Skihelm sollte unbedingt zur Ausrüstung gehören, um das Risiko eines schwerwiegenden Schädel-Hirn-Traumas zu minimieren.
  • Verhalten: Auf der Piste ist man selten alleine unterwegs. Daher ist Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme besonders wichtig. Die Beachtung der Regeln des internationalen Ski-Verbands FIS (www.ski-online.de) stellt eine Selbstverständlichkeit dar. Über 15 Prozent aller Verletzungen werden durch Kollisionen verursacht. Es besteht also nach wie vor Handlungsbedarf, um das Risiko für Kollisionen auf der Piste nachhaltig zu reduzieren. Sobald sich ein Skifahrer abseits der Piste bewegt, besteht nicht nur ein erhöhtes Lawinenrisiko, sondern auch schon bei moderater Geschwindigkeit das Risiko, sich eine lebensbedrohliche Verletzung zuzuziehen.
  • Leichtsinn: Der größte Teil aller Verletzungen tritt durch einen selbst verschuldeten Einzelsturz auf. Eine entsprechende Technikschulung hilft Unfälle vorzubeugen. Die meisten Unfälle passieren am späten Nachmittag. Ursache hierfür ist häufig ungenügendes Können und Müdigkeit, zum Teil spielt auch Alkohol eine Rolle. Angetrunken und übermüdet sollte daher niemand auf der Piste unterwegs sein!

„Die beste Verletzungsprophylaxe ist mit Rücksicht und Vernunft Ski zu fahren.“

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