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Professor Dr. Wolfgang U. Eckart in den Ruhestand verabschiedet

18. Dezember 2017

Der Medizinhistoriker ist ein unerschrockener Aufklärer der Schattenseiten der Medizin

Er leistete einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Rolle der Heidelberger Universitätsmedizin während der NS-Diktatur und engagierte sich in der gesellschaftlichen Debatte um einen menschenwürdigen Umgang mit dem Sterben. Am 1. Oktober 2017 ging Professor Dr. Wolfgang U. Eckart nach 25 Jahren als Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Medizinischen Fakultät Heidelberg in den Ruhestand.

Speziell die Rolle der Universitätsmedizin als Vollzugsgehilfin des nationalsozialistischen Regimes arbeitete er über die Jahre akribisch auf, wobei er die „unerschrockene und systematische ‚Gewöhnung’ der Heidelberger Medizinischen Fakultät an ihre NS-Vergangenheit“ als „nicht immer leicht“ bezeichnete. Trotz zahlreicher Widerstände hielt er jedoch an dieser Thematik fest, wofür er unter anderem 2016 mit dem Bundesversdienstkreuz geehrt wurde. Die Aufarbeitung der NS-Medizin sei als stete Mahnung nötig, kläre sie doch heutige Generationen darüber auf, dass und auf welche menschenverachtende Weise Ideologien von Ärzten aufgegriffen, radikalisiert und in eine tödliche Praxis umgesetzt wurden, hieß es in der Laudatio.

 

„Prof. Eckart hat sich mit herausragendem Engagement für die gesellschaftliche Diskussion schwieriger, medizingeschichtlicher und medizinethischer Fragen der Gegenwart eingesetzt.“

Prof. Dr. Wolfgang Herzog, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg

 

Auch im Ruhestand bleibt der 65-Jährige wissenschaftlich aktiv: Als Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) in Halle (Saale) will er weiterhin über Karrierewege namhafter Gelehrter der frühen Neuzeit sowie zur Geschichte nationaler Akademien in Europa forschen. Neben der Forschungsarbeit freut sich Wolfgang Eckart – neben mehr Zeit für seine Hobbys Krimilesen, Kochen, Telegraphie und Kurzwellenfunk – darauf, seine Frau Rosemarie zumindest ein wenig bei der Gartenarbeit zu entlasten. Heidelberg, gemeinsame Heimat seit 25 Jahren, werden die Beiden bis auf weiteres treu bleiben.

>> Zur Person:

– 1952 geboren im westfälischen Schwelm

– 1978 Studium der Humanmedizin in Münster und Promotion

– 1979 Abschluss Studium der Geschichte und Philosophie

– 1986 Habilitation im Fach Medizingeschichte

– 1988 Lehrstuhl und Leitung der damals neu eingerichteten Abteilung für Geschichte der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover

– von 1992 bis 2017 Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Medizinischen Fakultät Heidelberg

 

Top-Facts

    • Prof. Eckart ist Experte für die Aufarbeitung der Medizin im Nationalsozialismus.
    • Weiterhin beschäftigt sich der Medizinhistoriker mit der Rolle der Medizin in der schönen Literatur besonders im Zeitalter des Barock, der Medizin in Kriegen seit dem 19. Jahrhundert und der Medizingeschichte der deutschen Kolonien.
    • Für die Lehre in seinem Fach ist besonders Eckarts Standardwerk der Medizingeschichte „Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin“ hervorzuheben, das aktuell bereits in der 8. Auflage vorliegt.
    • Er war Initiator des Schulprojekts „Menschenwürde“, das Oberstufenschüler für die belastenden Fragen rund um die Wahrung der Menschenwürde am Lebensanfang und am Lebensende sensibilisieren soll.
    • Im Bereich Medizinische Ethik interessierten ihn besonders der ärztliche Umgang mit Gewalterfahrung und Traumatisierung sowie die Palliativmedizin bzw. der ärztliche Umgang mit dem Sterben.

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