Arzt-Patient-Kommunikation: Wie können „Schauspiel-Patienten“ in das Medizinstudium integriert werden?
Worauf kommt es an, wenn man einen schwer kranken Patienten aufklären muss? Die Gesprächsführung in solchen Fällen lernen angehende Ärzte in Heidelberg bereits in ihrem Medizinstudium. Zum Einsatz kommen dabei auch „Schauspiel-Patienten“, die für eine möglichst reale Arzt-Patient-Kommunikation sorgen. Was im Rahmen von HeiCuMed – dem Heidelberger Curriculum Medicinale – bereits seit 2001 gelehrt wird, befindet sich in China noch in den Anfängen. Mediziner des Tongji Medical College of Hust, der medizinischen Partnerfakultät aus Wuhan, informierten sich nun bei ihren Kollegen aus Heidelberg, wie man „Schauspiel-Patienten“ in das Medizinstudium integrieren kann. Der einwöchige Workshop wurde von Privatdozent Dr. Jobst-Hendrik Schultz, Oberarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg, und seiner Arbeitsgruppe veranstaltet.
Ganz ohne Vorerfahrung reiste die Delegation aus China nicht nach Deutschland. Auch am Tongji Medical College werden bereits vereinzelt „Schauspiel-Patienten“ im Unterricht eingesetzt. Wie aber entwickelt man eine bestimmte Patienten-Rolle für den Unterricht – unter Beachtung der soziokulturellen und landestypischen Besonderheiten? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Workshops – und wurde von den Gästen aus China in Eigenregie erarbeitet. Das Ergebnis, ein Anamnesegespräch in der Infektionsmedizin, überraschte die Heidelberger Trainer allerdings: Ein Arbeiter kehrt von seinem Einsatz in Afrika nach China zurück und leidet unter Fieberschüben. Alles deutet auf Malaria hin. Der Patient traut jedoch den Errungenschaften der modernen Medizin nicht und muss von der Notwendigkeit einer weiteren Untersuchung überzeugt werden. Dipl.-Psych. Gwendolyn Mayer aus der Arbeitsgruppe von PD Dr. Schultz: „Dieses Beispiel war lebensnah an der chinesischen Realität orientiert und führte uns die besondere Ausgangssituation in China vor Augen. Denn nicht alles, was für Deutschland gilt, ist ohne weiteres auf andere Länder übertragbar.“
> Hintergrund: Richtig kommunizieren dank Medi-KIT
Worauf kommt es an, wenn man einen unheilbar Kranken aufklären muss? Wie erreicht man uneinsichtige Patienten oder diejenigen, die abwiegeln: „Mir fehlt doch gar nichts!“ und ihre Symptome systematisch ignorieren? Im Kommunikations- und Interaktionstraining für Medizinstudenten, genannt Medi-KIT, üben die angehenden Ärzte die richtige Gesprächsführung in schwierigen Situationen. Schauspieler ahmen dabei die Patienten nach und sorgen für eine möglichst reale Atmosphäre. Medi-KIT, das von Vorbildern der Harvard Medical School in Boston sowie von der Universität Maastricht inspiriert wurde, ist seit 2001 fester Bestandteil des Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed). Geleitet wird das Lehrprogramm von PD Dr. Jobst Schultz, Oberarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik.