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Tatsächliche Pflegeleistung bestimmt Personaleinsatz

6. September 2017

20 Jahre INPULS: Ingo Eck und seine Heidelberger Erfolgsgeschichte

Wie lassen sich erbrachte Pflegeleistungen detailliert und fallbezogen dokumentieren und für den tatsächlichen Personalbedarf nutzen? Was bisher für den (normal-)stationären und ambulanten Bereich noch nicht annährend gelungen ist, existiert durch das Heidelberger Leistungserfassungssystem INPULS bereits seit 20 Jahren für die Intensivstation. Die ermittelten Daten liefern seit 1997 exakte Informationen über Arbeitsbelastung und Personalbedarf einer Station und bilden eine fundierte Basis zur leistungsgerechten Abrechnung gegenüber den Kostenträgern.

Das Erfinder-Team von INPULS sind Ingo Eck und Christine Faschingbauer,  heute Pflegedienstleitung im Kreiskrankenhaus Bergstraße. Ingo Eck kam 1997 im Rahmen des I-Kurses auf die Intensivstation der Neurochirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg. Dort wurde gerade über ein standardisiertes, systematisches und gut in den Stationsalltag zu integrierendes Leistungserfassungssystem diskutiert. Im Rahmen seiner Facharbeit entwickelte Eck eine passende EDV-Lösung, aus der mittlerweile eine nationale Erfolgsgeschichte geworden ist (siehe Top-Facts unten).

Doch wie funktioniert INPULS?

INPULS basiert auf der Erfassung der tatsächlich erbrachten pflegerischen Leistungen – stations- und patientenbezogen. Dazu werden alle 24 Stunden Angaben wie Aufnahme- bzw. Entlass-, Verlegungs- oder Beatmungszeit sowie die Art und Dauer von Fahrten zu diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen erfasst. Zusätzlich werden pflegerische Tätigkeiten, die am Patienten zu erbringen sind, ausgewählt, z. B. in den Bereichen Wundmanagement, Ernährung, Körperpflege oder Mobilisation. Sie geben Auskunft über Dauer und Aufwand der Pflegemaßnahme. Auf Basis dieser Informationen erfolgt die Einordnung des Patienten in eine von sechs standardisierten Pflegekategorien. Ingo Eck, der seit zehn Jahren das INPULS-Team leitet: „Auch schwere Fälle können wir entsprechend des tatsächlichen Pflegeaufwandes abbilden.”

Ein Beispiel verdeutlicht, wie die Eingruppierung in eine Pflegekategorie vollzogen wird: Ein Patient wird rund um die Uhr beatmet, eine einstündige Fahrt z. B. zu CT oder MRT ist notwendig. Eingeordnet wird er dadurch in Pflegekategorie 4, das entspricht inklusive der Fahrt zur Untersuchung einem durchschnittlichen Pflegeaufwand von 14,85 Stunden pro 24 Stunden. Am folgenden Morgen können die Beatmungsmaßnahmen eingestellt werden. Der Patient wechselt in die Pflegekategorie drei, am darauffolgenden Tag der Entlassung in Kategorie zwei. Der Pflegeaufwand reduziert sich deutlich auf angenommene 11 und später auf 8,4 Stunden pro Tag.

„INPULS wächst mit jeder neuen Klinik und wird immer aussagekräftiger und individueller.“

Ingo Eck, Intensiv-Krankenpfleger und Mit-Erfinder von INPULS

Das System wird laufend überprüft und an geänderte Pflegestandards oder Richtlinien angepasst. Interne Treffen, nationale Anwenderkongresse und ein Online-Nutzer-Portal ermöglichen einen Erfahrungsaustausch auf breiter Ebene und die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen. INPULS ist so problemlos auf die Intensivstationen aller Kliniken übertragbar. Spezialstationen können ihre INPULS-Version durch spezielle Kriterien ergänzen, für die Kinderkrankenpflege auf Intensivstationen gibt es eine eigene Version. „So wächst INPULS mit jeder neuen Klinik, das Verfahren wird stetig aussagekräftiger und individueller“, erläutert Ingo Eck.

Für Normalstationen ist INPULS dagegen nicht geeignet, das Programm bietet jedoch eine Schnittstelle zu etablierten Leistungserfassungssystemen wie der Pflegepersonalregelung PPR. INPULS ist dadurch ein wichtiger Baustein für die Personalberechnung des Gesamtklinikums im pflegerischen Bereich. Ein Ende der Erfolgsgeschichte ist nicht in Sicht. „Enorm wichtig für diesen Erfolg ist die intensive Unterstützung durch die Pflegedirektion mit Edgar Reisch und Roland Eichstädter und durch die Arbeitsgruppe INPULS“, so Ingo Eck. Und Edgar Reisch wiederum ist stolz auf das Heidelberger Projekt und seinen Erfinder: „Wir freuen uns, mit INPULS einen Beitrag zur positiven Außenwirkung des Klinikums und der Pflege zu liefern.“

 

INPULS-Top-Facts:

> INPULS steht für Intensiv Pflege Und LeistungserfassungsSystem und ist ein eingetragenes Warenzeichen.

> INPULS ermöglicht die exakte Dokumentation der tatsächlich erbrachten Pflegeleistungen und die Ermittlung der Arbeitsbelastung. Somit kann der kurz- und mittelfristige Personalbedarf den tatsächlich erbrachten Leistungen angepasst werden. Für Pflegedirektor Edgar Reisch ist INPULS somit ein wichtiges Steuerungsinstrument.

> Als eines von bundesweit 340 „Kalkulationskrankenhäusern“ liefert das Klinikum wichtige Daten, auf deren Grundlage der Preis der DRG (Diagnosis Related Groups; deutsch: diagnosebezogene Fallgruppen) ermittelt wird. Die DRG bestimmt, wie viel Geld eine Klinik für die Behandlung eines Patienten mit einer bestimmten Diagnose erhält. INPULS macht es möglich, dass auch pflegerische Daten exakt in die DRG einfließen können. Dies ist besonders wichtig, da das Klinikum als universitäres Krankenhaus viele schwer kranke Patienten mit hohem Pflegeaufwand behandelt.

> INPULS ist heute an 26 Kliniken in 21 deutschen Städten im Einsatz.

> INPULS ist Bestandteil des bundesweit ersten Tarifvertrages über Gesundheitsschutz und Mindestbesetzung im Krankenhaus an der Charité Universitätsmedizin in Berlin.

> Aktuell diskutieren die Pflegedirektionen der baden-württembergischen Universitätsklinika über den landesweiten Einsatz von INPULS an allen Häusern.

 

>> Hintergrund:

> Meilensteine der letzten 20 Jahre

  • Januar 1998: Start auf der Intensivstation der Neurochirurgischen Klinik.
  • 2001: Einführung auf allen Wach- und Intensivstationen am Klinikum und Erarbeitung einer EDV-Lösung.
  • 2004: Erste Anwenderkonferenz.
  • 2016 bundesweit erster Tarifvertrag über Gesundheitsschutz und Mindestbesetzung im Krankenhaus an der Charité in Berlin, INPULS ist fest im Vertrag verankert.
  • Die Funktionalität von INPULS wurde 2002 und 2016 durch eine Bachelorarbeit auch wissenschaftlich bestätigt.

> Zur Person

INPULS-Erfinder Ingo Eck wurde 1995 als Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege am Universitätsklinikum Heidelberg eingestellt. Anfangs widmete er dem Projekt INPULS 25 Prozent seiner Arbeitszeit, später die Hälfte. Seit zehn Jahren ist er hauptberuflich und hauptverantwortlich für INPULS zuständig, programmiert die Software und leitet das mittlerweile fünfköpfige INPULS-Team.

> Weitere Informationen unter:

www.klinikum.uni-heidelberg.de/INPULS®

 

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