Starke Mitarbeiter

Wo letzte Wünsche wahr werden

6. September 2017

Dr. Cornelia Hoffmann, Leiterin des Geschäftsbereichs Materialwirtschaft, begleitet unheilbar erkrankte Menschen im Wünschewagen

Manche sterbenskranke Menschen wollen ein letztes Mal ans Meer oder noch einmal einen Sonnenuntergang in den Bergen erleben. Andere träumen von einem Konzert, einem Sportereignis oder einem letzten Spaziergang. Es gibt aber auch ungewöhnlichere Wünsche: einen Affen streicheln zum Beispiel oder einen Rundflug über der Heimatstadt. Dr. Cornelia Hoffmann, seit 2011 Leiterin des Geschäftsbereichs Materialwirtschaft am Universitätsklinikum, hilft als ehrenamtliches Mitglied im Team des „Wünschewagens“, solche Wünsche wahr werden zu lassen. Das Team organisiert die Tour innerhalb weniger Tage und bereitet so einem Fahrgast und seinen Angehörigen einen wichtigen Moment am Lebensende, der auch mit einem Foto festgehalten werden kann. Das bundesweite Projekt wurde vom Arbeiter Samariter-Bund (ASB) ins Leben gerufen und existiert mittlerweile in elf Bundesländern. Finanziert wird es hauptsächlich über Spenden.

Der Wünschewagen in Baden-Württemberg ist speziell ausgerüstet und in Mannheim stationiert. Das Krankentransportfahrzeug bietet sowohl eine angenehme Atmosphäre als auch eine bestmögliche medizinische Ausstattung. Die Fahrt ist für Patienten jeden Alters kostenfrei, egal, ob sie einen Event um die Ecke besuchen oder ans andere Ende des Landes gefahren werden möchten.

Ihr erster Einsatz führte Cornelia Hoffmann mit einem Patienten der Kopfklinik zu einem Spiel des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar-Löwen. „Obwohl es bei ihm nur noch um Tage ging, haben wir das möglich gemacht“, erzählt die ehrenamtliche Helferin. Der Fahrgast musste liegend transportiert werden, konnte aber dennoch erleben, wie die Löwen gegen Kiel den Titel holten. Dr. Cornelia Hoffmann war für den begeisterten Handballfan die ideale Begleitperson, denn in ihrer Heimat Görlitz wurde die ehemalige Handball-Torfrau mit ihrer Mannschaft Vierte bei der DDR-Meisterschaft. „So konnten wir über alles reden“, erinnert sie sich. „Das war ein bewegender Abend.“

Wie wertvoll die Erfüllung eines letzten Lebenswunsches ist, hat sie auch privat erlebt: 2002 holte Cornelia Hoffmann ihre schwerkranke Oma noch einmal aus dem Krankenhaus und verbrachte mit ihr einen gemeinsamen Tag. „Wir beide haben das sehr genossen“, erinnert sie sich noch heute.

 

„Mit Zahlen zu jonglieren ist ein schöner, aber kurzer Erfolg. Die Arbeit mit dem Wünschewagen gibt mir eine zusätzliche, andere Art von Zufriedenheit.“

 

Auch wenn die berufstätige Mutter zweier Schulkinder einen engen Zeitplan hat, lassen sich die Einsätze gut damit verbinden. Zur Vorbereitung besuchte Cornelia Hoffmann ein achtstündiges Seminar beim Arbeiter Samariter-Bund. Inhalte waren neben den Funktionen des Wünschewagens und rechtlichen Grundlagen vor allem psychologische Themen, wie der Umgang mit Trauer und Tod. Das sei besonders wichtig, denn „man muss auch damit rechnen, dass der Ausflug von unserem Fahrgast nicht überlebt wird.“ Weitere Voraussetzung ist ein aktueller Erste-Hilfe-Kurs. Alter oder Ausbildung sind egal – von der Rentnerin bis zum Kinderarzt sind alle gesellschaftlichen Gruppen im Team vertreten. Auch ein Rettungssanitäter sitzt bei jeder Wunschfahrt mit im Wagen.

Für Hoffmann ist es ein großes Anliegen, das Projekt am Universitätsklinikum bekannt zu machen. „Jede Krankenschwester und jeder Sozialarbeiter am Uniklinikum sollte Kenntnis vom Wünschewagen haben, damit alle unsere betroffenen Patienten Nutznießer von diesem tollen Projekt werden können“, so die Einkaufsleiterin, die bereits seit 1999 in verschiedenen Positionen am Universitätsklinikum arbeitet. Bei dem Patienten aus der Kopfklinik habe es geklappt: „Da wurde der Kontakt von der Station zum Wünschewagen von Hildegund Dahlhaus von der Brückenpflege hergestellt.“

Die ehrenamtliche Mitarbeit kann Dr. Cornelia Hoffmann nur empfehlen: „Mit Zahlen zu jonglieren ist ein schöner, aber kurzer Erfolg. Die Arbeit mit dem Wünschewagen gibt mir eine zusätzliche, andere Art von Zufriedenheit.“

>> Hintergrund:

Die Idee des Wünschewagens kommt ursprünglich aus Holland. Mittlerweile sind in Deutschland elf Fahrzeuge in entsprechend vielen Bundesländern im Einsatz. Träger des Projekts ist der Arbeiter Samariter-Bund (ASB) mit seinen jeweiligen Landesverbänden. Den Auftakt in Deutschland machte der ASB- Regionalverband Ruhr e.V. bereits 2014. Seit 2016 gibt es das Projekt auch in Baden-Württemberg. Stationiert ist der Wünschewagen in Mannheim, finanziert wird er hauptsächlich über Spenden und Sponsoren. Bis August konnten damit bereits 17 Wünsche erfüllt werden. Spenden und ehrenamtliche Helfer sind immer willkommen.

Mehr Infos unter:

www.wünschewagen.de

Spendenkonto:

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN DE43 6012 0500 0007 7704 00

Kennwort: Wünschewagen

>> Zur Person:

Dr. Cornelia Hoffmann wurde in Görlitz geboren und absolvierte eine Krankenpflegeausbildung am Universitätsklinikum Tübingen. Seit 1999 ist sie am Universitätsklinikum Heidelberg beschäftigt, parallel studierte sie Medizinische Informatik mit dem Schwerpunkt „Management im Gesundheitswesen“ sowie Betriebswirtschaftslehre. Sie arbeitete in verschiedenen Funktionen am Zentrum für Informations- und Medizintechnik (ZIM), war Betriebsleiterin des Betriebsärztlichen Dienstes sowie Projektkoordinatorin der Pflegedirektion. Seit Februar 2011 leitet sie den Geschäftsbereich Materialwirtschaft und beschreibt sich selbst als „Beschaffungs-Jongleur“. Denn durch die rasant fortschreitende Digitalisierung hat sie ständig wachsende Anforderungen zu erfüllen sowie vorausschauend zukunftsweisende Konzepte in die Wege zu leiten. Dabei muss sie den Nutzen nahezu unbegrenzter Therapiemöglichkeiten für den Patienten mit der enormen Kostensteigerung bei Diagnostik und Therapie in Einklang bringen. Hoffmann steht für Interdisziplinarität und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, für strategisches Beschaffungsmanagement und ist eine große Verfechterin gezielter Nachwuchsförderung. Sie leitet ein Team mit 65 Mitarbeitern, verwaltet ein Einkaufsvolumen in Höhe von 140 Millionen Euro und ist u. a. verantwortlich für Konzept und Einführung des Mitarbeiterausweises 2001 am Universitätsklinikum sowie für die Medizinproduktekommission.

 

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