Küchenchef Bernd Zöller nach 31 Jahren am Klinikum in Ruhestand verabschiedet
Würde man alle Tabletts, die in den vergangenen Jahren unter der Leitung von Bernd Zöller die Küche Richtung Patienten verlassen haben, aneinander reihen, käme man auf eine Strecke von 38.000 Kilometern – was knapp einer Erdumrundung entspricht. Am 31. August 2017 hieß es für den 67-Jährigen nun Abschied nehmen: Nach 31 Jahren als Küchenchef der Zentralküche des Klinikums im Versorgungszentrum Medizin wurde Bernd Zöller in den Ruhestand verabschiedet.
Bis 1986: Jedes Klinikgebäude mit einer eigenen Küche
Als Bernd Zöller 1986 ans Klinikum kam – zuvor war er nach einer Ausbildung im Hotel „Zum Ritter“ in Schwetzingen mehrere Jahre in der Hotel-Gastronomie tätig – befanden sich die meisten Klinikgebäude des Universitätsklinikums noch im Stadtteil Bergheim. Bernd Zöller erinnert sich: „Jedes Gebäude, also Frauenklinik, Krehl-Klinik usw., hatte seine eigene Küche mit eigener Leitung und mehr oder weniger eigenem Speiseplan. Dazu gab es eine Zentralküche in Bergheim und die Küchen in der Chirurgischen Klinik und der Alten Kinderklinik im Neuenheimer Feld.“ Erst mit der Eröffnung des Versorgungszentrums Medizin (VZM) 1986 und der Kopfklinik 1987 wurden die verschiedenen Küchen – unter der Regie von Bernd Zöller – unter dem Dach einer Zentralküche zusammengefasst. „Bis alle Küchen umgezogen waren, hat es knapp zwei Jahre gedauert“, so Zöller, „und erst ab diesem Zeitpunkt gab es auch einheitliches Essen für alle Patienten.“ Seitdem gingen durchschnittlich jeden Tag knapp 7.000 Mahlzeiten (2.300 Frühstücke, 3.200 Mittagessen, 1.750 Abendessen) über den Tresen – das sind ca. 75 Millionen Mahlzeiten in den letzten 31 Jahren. Eine Arbeit, die nur dank motivierter und gut ausgebildeter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bewältigen war. „Mein Team hat mich immer unterstützt und ich konnte mich auf jeden Einzelnen immer verlassen. Dafür möchte ich allen herzlich danken.“
Verschwundene Essenswagen, ein Brand im VZM und ein explodierter Kochtopf
Angesprochen auf die denkwürdigsten Momente kann Zöller gleich mehrere Geschichten erzählen. Als 1987 erstmals das Essen vom VZM aus geliefert werden sollte – bis auf die Kopfklinik erfolgte der Transport der Essenswägen in die Kliniken damals ausschließlich mit eigens für diesen Zweck konzipierten LKW´s – fiel die elektronische Entriegelung aus und niemand wusste, wie der LKW manuell zu öffnen war. Die 150 Essen für die Patienten steckten im Wageninneren fest. Später, als immer mehr Essenswägen mit der AWT-Anlage durch das unterirdische Schienensystem versendet wurden, kam es öfters vor, dass ganze Container in der Anlage verschwunden oder nie an ihrem Zielort angelangt sind. Ein denkwürdiger Moment, der zum Glück ohne schwerwiegende Folgen blieb, ereignete sich in der Küche: „Ein Überdruck in einem Druck-Kochkessel sorgte dafür, dass der schwere Deckel durch die Küche geschleudert wurde und das ganze Sauerkraut auf einmal unter der Decke hing. Zum Glück wurde niemand von dem umherfliegenden Deckel verletzt.“ Auch der Wäscherei-Brand von 2009 war ein Thema. Bernd Zöller: „Da auch der Flur zur Küche voller Ruß war, wussten wir zunächst nicht, ob wir überhaupt das Essen für die Patienten produzieren können.“ Einen Beinahe-Brand in der Küche gab es, als bei der elektrischen Bratanlage die gusseiserne Pfanne hitzebedingt gerissen war und Fett auf die Heizstäbe tropfte. Gute Stimmung herrschte bei den Sonntags-Brunchs, den die Küche mehrmals für alle Klinikums-Mitarbeiter und deren Familien veranstaltete. Und bei einer Garagen-Party im Fuhrpark spielte sogar die Renée Walker Band aus Mannheim.
„Mein Team hat mich immer unterstützt und ich konnte mich auf jeden Einzelnen immer verlassen. Dafür möchte ich allen herzlich danken.“
Seinem Ruhestand blickt Bernd Zöller, der sich auch im Personalrat des Klinikums und im Betriebsrat der KSG engagierte, mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. „Natürlich schwingt schon jede Menge Wehmut mit, schließlich habe ich den größten Teil meines Arbeitslebens im Klinikum verbracht. Auf der anderen Seite werde ich meinen Ruhestand genießen und mich meinen Hobbies widmen.“ Dazu gehören Reisen in die USA, Fotografie, Rockmusik der 70er Jahre, Lesen und die TSG 1899 Hoffenheim, bei der Zöller eine Dauerkarte besitzt und in dieser Saison mit „seinem“ Verein erstmals international spielen wird.