Verleihung des 1. Heidelberger Pflegepreises am Universitätsklinikum Heidelberg
Am Ende eines kurzweiligen und interessanten Tages brandete im Hörsaal der Medizinischen Klinik lauter Beifall auf. Er galt den zwölf Pflegeteams des Universitätsklinikums Heidelberg, die sich mit ihren Projekten am 1. Heidelberger Pflegepreis beteiligt hatten. Aufgerufen zu dem Wettbewerb hatte Pflegedirektor Edgar Reisch, der sich nicht nur von der regen Beteiligung begeistert zeigte: „Die hohe fachliche Qualität der eingesandten Arbeiten zeugt von einer hohen Leistungsdichte und einer großen fachlichen Expertise unserer Pflegenden“, so der Pflegedirektor stolz.
Eingereicht werden sollten praxisrelevante Projekte, die nachweislich die Patientenversorgung verbessert haben. Beteiligt hatten sich zwölf Pflegeteams von verschiedenen Stationen und Ambulanzen des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Jury – hochkarätig besetzt mit Edgar Reisch, Prof. Annette Grüters-Kieslich, Leitende Ärztliche Direktorin und Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin – tat sich mehr als schwer, die drei Siegerprojekte auszuwählen. Am Ende wurde der dritte Platz zweimal vergeben und auch alle anderen Teams gingen nicht leer aus, so dass sich alle Teilnehmer als Sieger fühlen durften. Die Prämierung der Preisträger fand im Rahmen der Nurse Summer School statt, die bereits zum zweiten Mal ausgetragen wurde.
„Der Pflegepreis ist eine tolle Bühne, um die Pflege professionell zu präsentieren und die Eigenständigkeit des Berufs zu fördern.“
Sebastian Götz, Gesundheits- und Krankenpfleger, Station Mayer-Gross
Erster Platz: Optimierung der Versorgung der Patienten im Notfall-Behandlungsraum

Pflegedirektor Edgar Reisch übergab Lena Weeber den Scheck für den ersten Preis.
Und welche Teams durften sich am Ende über die Plätze 1 bis 3 freuen? Der erste Preis und 1.500 Euro gingen an das Team der kardiologischen Intensivstation in der Medizinische Klinik. Lena Weeber und ihre Mitstreiter entwickelten eine interprofessionelle Richtlinie für die Versorgung kritisch kranker Patienten im Notfall-Behandlungsraum auf der Kardio-Intensiv. Ärztliche und pflegerische Schnittpunkte und Handlungsabläufe, wie z. B. Tätigkeitsbeschreibungen oder Zuständigkeiten, sind nun genau definiert – eine unabdingbare Voraussetzung für die effiziente und effektive Versorgung der internistischen Notfall-Patienten.
Zweiter Platz: Integration der Mundpflege in den Tagesablauf einer Intensivstation

Über Platz 2 freuten sich Martina Konrad (li.) und Angelika Brobeil.
Über den zweiten Preis und 1.000 Euro freuten sich Martina Konrad und Angelika Brobeil gemeinsam mit ihren Teams der cardiochirurgischen und interdisziplinären Intensivstation in der Chirurgischen Klinik. Die ausgezeichnete Arbeit hat hohe praktische Relevanz: Brobeil und Co. widmeten sich in einer Beobachtungsstudie im eigenen Arbeitsumfeld der Mundpflege ihrer beatmeten Patienten. Dazu verwendeten sie ein standardisiertes Mundpflegeprodukt, mit dem sich die Mundpflege der Patienten schnell, sicher und hygienekonform durchführen lässt. Ergebnis: Die Mundhygiene bei Intensivpatienten lässt sich fortan optimal und konsequent durchführen – und das bei hoher Motivation und Zufriedenheit der Kolleginnen und Kollegen. Und die Patienten danken es mit einer physiologischen Mundflora und regelrechten Schleimhautsituation.
Platz drei: Aufbewahrung wichtiger persönlicher Gegenstände

Jenny Knapp nahm die Auszeichnung für den dritten Platz entgegen.
Der dritte Platz (jeweils 500 Euro) wurde zweimal vergeben. Jenny Knapp und das Team der herzchirurgischen Allgemeinstation hatten eine einfache, aber geniale Idee, mit der sich Zeit und Nerven sparen lässt: Bevor die Patienten von Station aus in den OP-Saal und von dort auf die Intensivstation gebracht werden, landen alle wichtigen persönlichen Gegenstände (z. B. Brille, Zahnprothese etc.) in einer gelben Kiste. Diese begleitet die Patienten auf ihrem Weg durch die Klinik und erspart dem Personal fortan die aufwändige Suche nach Brille, Kulturbeutel und Co. Somit verringerte sich im Projektzeitraum die Zahl der Anrufe auf der herzchirurgischen Allgemeinstation („Könnt ihr mal bitte die Zahnprothese von Herrn Müller auf Intensivstation bringen?“) um 90 Prozent.
Ebenfalls Platz 3: Implementierung einer Pelvic Care Nurse in der Frauenklinik

Ebenfalls Platz 3 gab es für Katharina Günther (li.) und Erika Stubbe-Schmitt aus der Frauenklinik.
Ebenfalls über Platz 3 freuten sich Erika Stubbe-Schmitt, Leiterin der Ambulanz in der Frauenklinik, und Katharina Günther, Pelvic Care Nurse in der Frauenklinik. Beide implementierten das noch junge Berufsbild der Pelvic Care Nurse – diese kümmert sich um Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen im Bereich des Beckens – in die Arbeitsabläufe der Frauenklinik-Ambulanz. Außerdem überraschte das Ambulanz-Team ihre Patientinnen mit selbst hergestellten Beckenkissen. Funktionell ähneln diese den bereits bekannten Herzkissen für Brustkrebspatientinnen. Die Kissen lindern Narbenschmerzen und erleichtern ein Abfließen der Lymphflüssigkeit.
Dafür, dass sich am Ende alle Teams als Sieger fühlen durften, sorgten zwei Aspekte. Zum einen war die Leistungsdichte der eingesandten Projekte so hoch, dass die Jury auch alle anderen Arbeiten hätte auszeichnen können. „Letztlich mussten wir aber eine Entscheidung treffen“, so Edgar Reisch fast entschuldigend. Und zum anderen sagte Prof. Annette Grüters-Kieslich auch allen Teams, die zuvor leer ausgegangen waren, einen „Trostpreis“ von 250 Euro pro Team zu.
„Der Pflegepreis hat das Team ermutigt, unsere Konzepte zum Thema Delir zu überarbeiten, auszubauen und andere Berufsgruppen mit einzubeziehen.“
Alexandra Meck, Fachkrankenschwester und Atemtherapeutin, Gastro-Intensiv
>> Zusammenfassung: Heidelberger Pflegepreis
Mit dem Heidelberger Pflegepreis wurden innovative Projekte von Pflegeteams ausgezeichnet, welche die unmittelbare Patientenversorgung betreffen. Die eingereichten Projekte sollten nicht älter als zwei Jahre sein. Eine stationsbezogene, praxisnahe und qualitätsfördernde Implementierung sollte nachweislich vorliegen.
- Platz, dotiert mit 1.500 Euro: Initialversorgung kritisch erkrankter Patienten auf der kardiologischen Intensivstation (Medizinische Klinik)
- Platz, dotiert mit 1.000 Euro: Wissenschaftliche Aufarbeitung der Mundhygiene auf der cardiochirurgischen und interdisziplinären Intensivstation in der Chirurgischen Klinik (Stationen 12 HIS und 13 IOPIS)
Der dritte Platz, jeweils dotiert mit 500 Euro, wurde zweimal vergeben:
– Neuorganisation der Weitergabe persönlicher Gegenstände von Patienten für den Intensivaufenthalt von der herzchirurgischen Allgemeinstation (Chirurgische Klinik, Station 7)
– Implementierung der Pelvic Care Nurse in das „kreative Ambulanzteam“ der Frauenklinik und Herstellung und Übergabe von persönlichen Beckenkissen für Frauen, die an Unterleibskrebs erkrankt sind (Frauenklinik, Ambulanz)
Weitere eingereichte Projekte:
– Verbesserung der pflegerischen Versorgung beatmeter Patienten in der Paraplegiologie (Orthopädische Klinik, Allgemeinstation der Paraplegiologie)
– Sport bei Krebs – so wichtig wie ein Medikament in der postoperativen Betreuung nach großen viszeralchirurgischen Eingriffen (Station 4 in der Chirurgischen Klinik)
– Nurses Journal Club – ein Instrument zum Ausbau der Fachkompetenz in der Dialyse der Chirurgie (Chirurgische Klinik)
– Wir („das Team der Gastrointensiv / Gastrowach“) gegen Delir (Medizinische Klinik)
– Einführung eines Bezugspflegekonzepts auf einer psychiatrischen Akut- und Aufnahmestation (Psychiatrische Klinik, Station Mayer – Gross)
– Naturheilkundliche Pflegeberatung in den NCT Tageskliniken (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen)
– Pädiatrische interdisziplinäre Schmerzambulanz – eine Idee-Konzept-Implementierung (Kinderklinik)
– Pflegerische Betreuung palliativer Patienten auf Intensivstation im Neuro-Zentrum (Kopfklinik)
„Toll, wie viele Pflegeteams aus verschiedenen Bereichen und Kliniken sich am Pflegepreis beteiligt haben.“
Nadine Meyer-Wertz, Assistentin der Pflegedienstleitung in der Orthopädie und Jury-Mitglied