Professor Dr. Guido Adler verlässt zum 31. Mai das Klinikum
1.825 Tage hat Prof. Dr. Guido Adler die Geschicke des Universitätsklinikums als Leitender Ärztlicher Direktor gelenkt. Eine Zeit voller Herausforderungen, die der Internist und begeisterte Wissenschaftler sehr gerne angenommen hat. „45 Jahre Hochschulmedizin sind genug“, sagt er und freut sich, dass Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät in den letzten fünf Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen haben.
Der Klinikticker sprach mit Prof. Adler über seine Zeit am Klinikum, seine Pläne und seine Wünsche für die Zukunft.
Was hat Ihre Zeit in Heidelberg geprägt? Von Anfang an beeindruckend war die Bereitschaft aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Leistungen auf höchstem Niveau gemeinsam zu erbringen. Auch kann ich gar nicht oft genug betonen, wie konstruktiv und respektvoll die Arbeit in Klinikums- und Fakultätsvorstand war. Die selbstverständliche und sehr kompetente Unterstützung der Administration war großartig. Durch starken persönlichen Einsatz, unternehmerischen Mut und Weitsicht wurde das Klinikum zu einem der besten Universitätsklinika in Deutschland. Summa summarum: das war eine sehr gute Zeit!
Welches war die größte Herausforderung? Dazu beizutragen, dass das Klinikum erfolgreich geführt wird und das gesamte Personal für seine großartige Leistung Wertschätzung erfährt, war die entscheidende Herausforderung. Eine weitere, ständig fordernde Aufgabe waren Maßnahmen zur Vermeidung der Ausbreitung von multiresistenten Keimen. Dies ist dank der hervorragenden Arbeit von Prof. Heeg und der Abteilung Krankenhaushygiene zusammen mit dem Leiter des Gesundheitsamtes und dem Personal der Stationen gelungen.
„Wenn ich erkenne, dass etwas zu tun ist, ist es schwierig, mich davon abzubringen.“
Wie können wir uns Ihren Arbeitsalltag vorstellen? Jeder Tag war anders. Für mich war es wichtig, Dinge zeitnah anzupacken. Ein aufgeräumter Schreibtisch und ein geleerter E-Mail-Account waren kennzeichnend. Doch darüber hinaus war mir das „Miteinander“, wie es am schönsten bei den wunderbaren Sommerfesten gelebt wurde, wichtig. Ich wollte die Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz kennenlernen – „Management by walking around“ – und immer und für jeden ansprechbar sein. Die Aufgabe eines Leitenden Ärztlichen Direktors ist ein 24/7 Job und zwar nicht nur physisch, sondern auch mental. Ich habe das jedoch als Bereicherung gesehen – es war „mein“ Campus und darauf war und bin ich stolz.
Gibt es etwas, was Sie unvollendet lassen? Ja, das Thema Effizienz. Im Rahmen der jüngsten Strategiediskussion haben wir das Thema in vielen Bereichen beleuchtet. Wir haben erkannt, dass das Klinikum nicht weiterhin so wachsen kann wie bisher – auch aufgrund der geringen Finanzierung durch das Land. Wir müssen unsere Ressourcen besser einsetzen. Hierdurch besteht die Chance, Gelder einzusparen, die wir an anderer Stelle für Personal oder Investitionen benötigen. Prinzipiell sind wir bereits auf einem guten Weg, effizienter zu werden, auch wenn dies in einem gewachsenen System mit gegebenen baulichen Vorgaben und Strukturen nicht einfach ist und niemals beendet sein wird.
Wenn Sie einen Wunsch für Heidelberg frei hätten, was würden Sie sich wünschen …
… von der Stadt: Es war die Idee unserer Vorgänger, alle Kliniken durch einen zentralen Klinikring zu vernetzen. Dies wurde in den vergangenen Jahrzehnten umgesetzt und funktioniert hervorragend. Problematisch ist jedoch bereits heute das Verkehrsaufkommen auf dem Campus und der Berliner Straße. Eine Belastung, die unabhängig vom Klinikum vielfältige weitere Ursachen hat. Alle Mitarbeiter und Besucher des Zoos, der Sportanlagen, des Schwimmbads, der Jugendherberge, des Olympiastützpunkts und des Springerverlags fahren durch die schmale Straße Im Neuenheimer Feld mitten durch das Klinikgelände. Es gibt wohl kein anderes Klinikum mit einer solchen Verkehrsbelastung. Hier wünsche ich mir von der Stadt Entlastung – nicht nur durch neue Verkehrssysteme, sondern konkret durch eine fünfte Neckarquerung und die Öffnung des Klausenpfades.
… vom dem Land: Die Sanierung der 30 Jahre alten Kopfklink, in der ein großer Teil der klinischen und wissenschaftlichen Leistungen des Universitätsklinikums erbracht wird, hat höchste Priorität. Ich erwarte vom Land Baden-Württemberg eine baldige Übernahme der Sanierungskosten.
Das Klinikum hat mit hohem unternehmerischem Risiko Kredite aufgenommen, um Altbauten, die ökonomisch unrentabel und für Mitarbeiter und Patienten eine Zumutung waren, zu modernisieren oder durch Neubauten zu ersetzen. Das Land muss Verantwortung übernehmen und die Investitionsquote für die Universitätsmedizin deutlich erhöhen.
Nach solch umfangreichem Engagement – freuen Sie sich auf die Zeit danach? Viele Aufgaben habe ich abgeschlossen und Ämter abgegeben. Ich bin noch Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Universitätsklinikums Leipzig und Mitglied der Gründungskommission der Medizinischen Fakultät Augsburg. Ich freue mich auf die Rückkehr nach Ulm und darauf, wieder weitgehend selbst über meinen Kalender verfügen zu können.
In aller Kürze: Professor Adler…
…und drei Schlagzeilen, die er gerne über Heidelberg lesen möchte:
- 2018: Kopfklinik wird saniert, Land übernimmt Finanzierung
- Forschungsleistung weiter erfolgreich: Alle Sonderforschungsbereiche wurden verlängert, zwei neue bewilligt
- Klinikum schreibt erneut schwarze Null
…und seine Lieblingsbücher:
- L. Doctorow „City of god“; John A. Baker „Der Wanderfalke”; John Williams „Stoner“
…und seine Hobbies:
Malerei der frühen Renaissance; Fußball; Basketball
…und sein Ratschlag für junge Ärzte:
…. Empathie für den Patienten ist unerlässlich; sich nicht nur auf die technischen Möglichkeiten der Medizin beschränken
…und Dinge, die man an ihm schätzt:
Ansprechbarkeit für jedermann; Respekt gegenüber den Mitarbeitern; sich selbst nicht zu ernst nehmen
…und Dinge, die man ihm ab und zu übel nimmt:
Wenn ich ein Problem erkannt habe, bestehe ich auf einer Lösung. Und zwar am besten nicht morgen, sondern schon gestern.
…und etwas, auf das er stolz ist:
Heute wird Heidelberg in einem Atemzug genannt mit Häusern wie der Charité in Berlin und der LMU in München. Das ist großartig!
…und sein Satz zum Abschied:
Es waren sehr intensive 45 Jahre in der Hochschulmedizin. Mit Demut beende ich diese Zeit und bin stolz darauf, sagen zu können „Das hast Du gut gemacht. Es reicht.“