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Wie funktioniert unser Gedächtnis und wie lernen wir?

18. März 2017

Wer? Professor Dr. Hannah Monyer, Ärztliche Direktorin der Abt. Klinische Neurobiologie des Universitätsklinikums und Leiterin der Kooperationsabteilung Klinische Neurobiologie von Deutschem Krebsforschungszentrum und Klinikum –

Was? Tsungming Tu-Preis, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung Taiwans, dotiert mit 75.000 US Dollar. Er wurde am 14. März im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Taipeh vergeben. Namensgeber der Auszeichnung ist der Mediziner Tu Tsung Ming, der 1922 als erster Taiwanese den Doktorgrad in der Medizin erlangte.

Wofür? Der Tsungming Tu-Preis geht zurück auf ein 2006 geschlossenes Kooperationsabkommen zwischen der Alexander von Humboldt-Stiftung und dem taiwanesischen National Science Council. Er wird an international anerkannte Wissenschaftler für außergewöhnliche Leistungen verliehen und soll die deutsch-taiwanesischen Wissenschaftsbeziehungen stärken. Hannah Monyer erhält den Preis für ihre wegweisenden Forschungsarbeiten rund um die Funktionsweise des Gehirns und die damit verbundenen Prozesse des Lernens. Die Neurobiologin konzentriert sich dabei auf die molekularen Mechanismen, die zu synchronen neuronalen Netzwerkaktivitäten führen und diese beeinflussen. Dabei beginnen zahlreiche Nervenzellen gleichzeitig zu „feuern“ und ermöglichen damit unter anderem kognitive Prozesse wie Lernen und Erinnern.

Monyers Ziel ist es, neue Erkenntnisse über die Zellen und Moleküle zu finden, die bei diesen Prozessen Schlüsselrollen einnehmen. So erhoffen sich die Wissenschaftler auch neue Einblicke in die Vorgänge bei psychischen und neurologischen Krankheiten, die mit einem Verfall kognitiver Fähigkeiten einhergehen. Eine besondere Rolle für das Lernen und das Gedächtnis spielen die so genannten inhibitorischen Interneurone, die den Neurotransmitter GABA produzieren. Monyer konnte zeigen, wie diese Interneurone mit anderen Nervenzellen verschaltet sind und diese im Millisekundenbereich synchronisieren. Die synchrone Aktivität von Nervenschaltkreisen liegt den kognitiven Funktionen zugrunde. Derzeit konzentriert sich die Neurowissenschaftlerin auf die Plastizität des Gehirns, also seine Anpassungsfähigkeit, die auf der Integration neu geborener Nervenzellen in bestehende Netzwerke beruht. Dazu untersucht sie Gene, die an Zellgeburt, Zellwanderung und Zelldifferenzierung beteiligt sind.

Hannah Monyer studierte an der Universität Heidelberg Medizin. Nach ihrer Approbation arbeitete sie als Assistenzärztin, zunächst in Mannheim in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, ab 1984 in Lübeck in der Neuropädiatrie. Als Postdoktorandin forschte Hannah Monyer ab 1986 am Stanford University Medical Center und von 1989 bis 1994 am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg. 1993 habilitiert sie sich dort und erhielt ihre Lehrbefugnis für Biochemie. 1994 wurde sie Hermann und Lilly Schilling Stiftungsprofessorin und konnte so ihre eigene Forschungsgruppe aufbauen. Hannah Monyer wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis 2004 und der Philip Morris Forschungspreis 2006. Sie ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande und Mitglied der EMBO und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. 2010 erhielt sie einen Advanced Grant des European Research Council.

 

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