Gewusst

Wie vermeide ich den Weihnachtsblues?

16. Dezember 2016

von Professor Dr. phil. Svenja Taubner, Institut für Psychosoziale Prävention

gewusst_svenja-taubnerWenn der Duft von Glühwein und Lebkuchen durch die Gassen von Heidelberger zieht, festlich geschmückte Schaufenster in der Stadt für große Kinderaugen sorgen und die Planungen für das Weihnachtfest im Kreise der Familie in vollem Gange sind – dann steigt auch die allgemeine Erwartungshaltung, besonders fröhlich und gesellig zu sein. Doch was für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres ist, geht für andere mit einer niedergedrückten Stimmung, manchmal auch kombiniert mit Reizbarkeit und einem Verlust an Energie, Aktivität und Freude, einher. Dieses Stimmungstief, gerne auch als „Weihnachtsblues“ bezeichnet, ist meist harmlos und vergeht nach kurzer Zeit wieder; allerdings ist er für die Betroffenen belastend und auch für die Familie und Freunde meist schwer zu verstehen. Ausgelöst wird die Krise besonders an den Weihnachtsfeiertagen, die uns mit den Ideal-Vorstellungen des familiären Zusammenhalts konfrontieren. Singles und ältere Menschen gelten daher als Risikogruppen.

Ursachen für den Weihnachtsblues gibt es viele. Biologisch ist er Ausdruck einer saisonalen „affektiven Störung“ – also einer depressiven Verstimmung –  die mit dem Mangel an Sonnenlicht und somit Vitamin D zusammenhängt. Soziale Ursachen sind sowohl gesellschaftliche als auch familiäre Anforderungen, denen man sich nicht gewachsen sieht. Ebenfalls denkbar ist, dass die arbeitsfreien Tage den Betroffenen mit unbewältigten Lebenskrisen – z.B. dem Tod eines geliebten Menschen – konfrontieren, die man zuvor verdrängt hatte. Schließlich kann das Stimmungstief Ausdruck  einer allgemeinen Lebensunzufriedenheit sein, der man sich im Alltag oft nicht bewusst wird.

„Manchmal ist ein Weihnachten unter Palmen dann vielleicht sinnvoller als ein Streit unter dem Weihnachtsbaum.“

Aufgrund der verschiedenen Ursachen gilt es den Weihnachtsblues nicht nur zu vermeiden, sondern ihn zunächst zu verstehen und sich diesem vielleicht sogar hinzugeben, im Sinne von Achtsamkeit gegenüber den eigenen Bedürfnissen und unbewältigten Aufgaben. Gestalten Sie die Festtage daher mit Rücksicht auf die eigenen Wünsche und Nöte sowie unter Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Personen, mit denen Sie die Festtage verbringen wollen. Manchmal ist ein Weihnachten unter Palmen dann vielleicht sinnvoller als ein Streit unter dem Weihnachtsbaum. Wie bei allen depressiven Verstimmungen ist auch hier körperliche Betätigung das Mittel der Wahl,  z. B. durch ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft, kulturelle Aktivitäten wie Konzerte, dem Singen von Weihnachtsliedern oder auch Kirchenbesuche. Falls nahestehende Personen besonders niedergeschlagen sind, nehmen Sie dies nicht gleich persönlich, sondern unterstützen Sie den anderen. Sollte die Niedergeschlagenheit nach zwei Wochen weiter andauern, könnte es sich allerdings auch um eine depressive Erkrankung handeln. Dann sollten Sie in Erwägung ziehen, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Autorin: Professor Dr. Svenja Taubner

>> Im Portrait: Professor Dr. Svenja Taubner ist neue Leiterin des Instituts für Psychosoziale Prävention

 

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