Heidelberger Klinische Standards: Bundesweit einzigartige Nachschlagewerke und Lehrvideos für Medizinstudenten
Klinische Standards in der Medizin tragen zur Fehlerreduktion und einer verbesserten Patientenversorgung bei. In Heidelberg können Medizinstudenten bereits am Anfang ihres Studiums zur Prüfungsvorbereitung auf eine Sammlung standardisierter, fächerübergreifender Leitlinien für Untersuchungen und klinische Prozeduren zurückgreifen. Ein bundesweit einzigartiges Projekt stellt den angehenden Ärzten diese Handlungsanweisungen in Form von zwei Kitteltaschenbüchern zur Verfügung. Sie enthalten neben einem allgemeinen und einem fachspezifischen Teil umfassende Anleitungen, Checklisten, gängige Klassifizierungen sowie hilfreiche Tipps und Hinweise auf mögliche Stolpersteine. Auf Lehrvideos zu allen Kapiteln können die Studierenden mit einem im Buch enthaltenen Zugangscode online zugreifen.
Das Projekt geht auf eine Studenteninitiative aus dem Jahr 2006 zurück. Fünf Medizinstudenten erstellten damals in Zusammenarbeit mit Fachärzten erste interdisziplinäre Untersuchungsleitfäden und kurze Lehrvideos. Ihr Ziel: Eine praktische Anleitung für die körperliche Untersuchung von Patienten, die sowohl am Patientenbett als auch im Studentenunterricht immer zur Verfügung steht. Im Vorwort zum Buch „Heidelberger Standarduntersuchung“ beschreiben sie ihren Ansatz so: „Gerade zu Beginn des Studiums ist das, was man weiß und das was man kann ein getrenntes Paar Schuhe.“
„Gerade zu Beginn des Studiums ist das, was man weiß und das was man kann ein getrenntes Paar Schuhe.“
Mit Unterstützung von Fakultät und Dozenten und unter der Leitung von Professor Dr. Martina Kadmon, mittlerweile an der Universität Oldenburg tätig, entstand aus der Initiative von Studierenden für Studierende ein bundesweit einzigartiges Projekt. Bisher wurden 22.000 Untersuchungsbücher verkauft und über 150 Filme produziert. Die dritte überarbeitete Neuauflage der „Heidelberger Standarduntersuchung“ ist gerade in Arbeit und wird im Herbst 2016 in einer Auflage von 15.000 Stück gedruckt. Anfang des Jahres ist ein weiterer Band mit standardisierten, interdisziplinären Handlungsanweisungen für klinisch-praktische Prozeduren wie Blutentnahmen, Portpunktionen oder der chirurgischen Naht erschienen.
Mittlerweile leiten PD Dr. Christoph Nikendei, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, und seine chirurgische Kollegin Anna-Katharina Stadler das Projekt. Sie schrieb auch die Drehbücher für die Lehrvideos, die der medizinische Dokumentarfilmer Jörg Rodrian verfilmte. Das Interesse ist groß, die Zahl der Zugriffe steigt ständig. Mittlerweile verzeichnet Rodrian, der neben den Lehrvideos noch andere Projekte für HeiCuMed betreut, knapp 400 Nutzer pro Woche.
Nikendei stellt klar: „Die Bücher sollen das Training nicht ersetzen.“ Sie sind aber – wie in Wirksamkeitsstudien bewiesen – durchaus als hilfreicher Begleiter am Krankenbett und zur Prüfungsvorbereitung geeignet. Daher sollen die Inhalte zukünftig in den HeiCuMed-Lehrplan aufgenommen werden. Auch andere medizinische Fakultäten in Deutschland und Österreich stellen die Bücher ihren Studenten inzwischen zur Verfügung. Ein weiteres Buch zu „Standardprozeduren Advanced“ für junge Mediziner an der Grenze vom Studenten zum Assistenzarzt ist in Arbeit. Geplant ist darüber hinaus ein Band mit standardisierten Verhaltensleitlinien zur Gesprächsführung.
Die Inhalte richten sich bisher ausschließlich an Medizinstudenten und Assistenzärzte. Pflegende und Mitglieder anderer Berufsgruppen können die Bücher jederzeit online bestellen, dort finden sich auch Leseproben und Filmbeispiele.
Medizinische Lehre: Auszeichnung für PD Dr. Nikendei
PD Dr. Christoph Nikendei wurde Ende Mai 2016 u.a. für das Projekt „Heidelberger Klinische Standards“ mit dem Ars legendi-Fakultätenpreis Medizin ausgezeichnet. Der vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Medizinischen Fakultätentag MFT verliehene Preis würdigt herausragende und innovative Leistungen in der medizinischen Lehre. Den mit 30.000 Euro dotierten Preis teilt sich Nikendei mit seinem Düsseldorfer Kollegen Dr. Thomas Rotthoff.
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