Gewusst

Kommt die Malaria zurück in den Rhein-Neckar-Raum?

12. Juli 2016

von Professor Dr. Freddy Frischknecht, Zentrum für Infektiologie

Frischknecht_FreddyIMalaria wird durch den Stich der Anopheles-Mücke übertragen. Dabei gelangt der Parasit zuerst in die Haut, wandert von dort durch das Gewebe und schließlich in die Blutgefäße. Über den Blutstrom findet er zur Leber, wo er sich einnistet und erstmals vermehrt. Nach ca. zehn Tagen kommen die Parasiten zu Tausenden aus der Leber heraus und infizieren rote Blutzellen, was letztendlich zu den typischen Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Durchfall und Erbrechen führt.

Malaria kommt heutzutage hauptsächlich in den Tropen vor. Historisch war die Malaria aber auch im Rhein-Neckar-Raum zu Hause. So schreibt Friedrich Schiller in seinen Erinnerungen, dass von den damals 20.000 Einwohnern Mannheims 8.000 an einem „malaria-ähnlichen Sumpffieber” erkrankten. Er selbst war 1783 auch erkrankt und ließ sich zur Behandlung Chinarinde aus Frankfurt bringen. Schiller überlebte zwar die Erkrankung, erholte sich aber nie ganz von den Strapazen des Sumpffiebers. Mit der Rheinbegradigung im frühen 19. Jahrhundert durch Johann Gottfried Tulla, der noch 1828 an Malaria starb, nahm die Krankheit im Rhein-Neckargebiet ab. Seit den 1970er Jahren ist sie in Europa ausgerottet.

 

„Die einst Malaria-übertragenden Stechmücken gibt es heutzutage noch immer zu Milliarden in unseren Gefilden.“

 

Dennoch gibt es die einst Malaria-übertragenden Stechmücken noch immer zu Milliarden in unseren Gefilden. Sie stechen nach wie vor, übertragen aber keine Parasiten. Trotzdem werden mehrere 100.000 Euro im Jahr von den Gemeinden am Rhein ausgegeben, um die Plagegeister zu bekämpfen. Dazu wird vor allem das biologische Mittel Bacillus thuringiensis  eingesetzt, das von den Mückenlarven gefressen wird und diese dann tötet.

Malaria zieht sich vor allem mit zunehmendem Wohlstand zurück. Wenn Menschen in Häusern mit geschlossenen Fenstern oder Mückenschutzgittern leben, wird über kurz oder lang der Infektionszyklus unterbrochen. Deswegen sollte man Malaria eher als „Armutskrankheit“ denn als „Tropenkrankheit“ bezeichnen. Dieser Zusammenhang lässt sich heute gut in Mittelamerika beobachten, wo das relativ wohlhabende Costa Rica praktisch malariafrei ist, während die Krankheit auf der anderen Seite der Landesgrenzen vorkommt. Man kann also mit großer Sicherheit ausschließen, dass die Malaria mit der Zuwanderung neuer Mücken oder einer Erwärmung nach Deutschland zurückkehrt. Anders verhält es sich mit verschiedenen viralen Krankheiten, die von eingeschleppten Mücken übertragen werden können.

Autor: Prof. Dr. Freddy Frischknecht

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