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Angehörige – Mehr als nur die Besucher der Patienten

12. Juli 2016

In der Medizinischen Klinik werden die Angehörigen bereits mit der Aufnahme der Patienten in den Behandlungsprozess einbezogen

Gemeinsam geht es besser: Auf den kardiologischen Intensivstationen in der Medizinischen Klinik werden die Angehörigen bereits mit der Aufnahme der Patienten eng in den Behandlungsprozess einbezogen. Das bringt für alle Beteiligten Vorteile und steigert die Qualität und die Sicherheit der Patientenversorgung. Das Konzept beruht auf einer berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit, an dem neben Pflegeteam und Ärzten auch Ethikberatung und Seelsorge beteiligt waren. An der Erstellung beteiligt war auch Kathrin Kriz , 32, Fachkrankenschwester für Intensivpflege und Anästhesie und Praxisanleiterin für Pflegeberufe. Kathrin Kriz, die bereits seit 2006 am Universitätsklinikum Heidelberg arbeitet, hat uns die wesentlichen Bestandteile des Konzepts erklärt.

Der Angehörigenbogen

Ein großer Teil der Patienten kommt als Notfall auf die Station und kann sich nicht oder nur eingeschränkt äußern. Trotzdem werden für die Pflege und Versorgung zahlreiche Informationen benötigt. Die meisten davon – z.B. nach Zusatzerkrankungen, Medikamenten oder Allergien – werden zu Beginn der Behandlung  gemeinsam mit den Angehörigen in einem Anamnesebogen erfragt. Der zusätzliche Angehörigenbogen ergänzt diese „Basics“ um wichtige Auskünfte aus der Lebenswelt des Patienten: Was ist sein Lieblingsessen? Schläft er lieber auf dem Bauch oder auf der Seite? Gibt es bestimmte Rituale beim Einschlafen oder nach dem Aufwachen? Hat er einen Lieblingsbuch oder einen besonderen Radiosender, den er zu Hause immer hört? Die gewonnen Informationen fließen umgehend in die Pflegeplanung ein und ermöglichen eine an der Lebensbiographie des Patienten orientierte Versorgung.

Das Angehörigen-Zimmer

Ein eigenes Zimmer auf der Intensivstation, ausgestattet mit Getränken, Zeitschriften und Informationsbroschüren, hilft den Angehörigen bei der Überbrückung der Wartezeit und bietet einen Rückzugsort, um zur Ruhe zu kommen. Aufklärungsgespräche oder das Ausfüllen des Bogens (s.o.) finden ebenfalls hier statt. Wenn es der gesundheitliche Zustand des Patienten erfordert, kann auch im Zimmer übernachtet werden. Je nach Situation und Wunsch kann der Besuch auch nachts am Patientenbett bleiben. Feste Besuchszeiten gibt es nicht.

 „Ich glaube, wir haben da schon eine schöne Kultur geschaffen.“

Kathrin Kriz, Fachkrankenschwester auf der Intensivstation

Die Angehörigenbroschüre

An welchen medizintechnischen Geräten ist mein Angehöriger angeschlossen? Hat er Schmerzen? Kann er mich überhaupt wahrnehmen und warum ist er manchmal unruhig? Und warum kann er im Moment keine richtige Nahrung zu sich nehmen? Es gibt viele Fragen, die man sich als Besucher der Intensivstation stellt. Die meisten Antworten finden sich in der Broschüre wieder, die bei der Aufnahme der Patienten an die Angehörigen ausgehändigt wird.

Die Hilfestellung bei der Pflege von Intensivpatienten

Gerade bei Patienten, die von der Beatmung entwöhnt werden, Demenzkranken, Patienten mit Delir und Langliegern werden Angehörige noch mehr in die Pflege integriert. Sie helfen beim Lagern oder bei der Körperpflege, reichen die Mahlzeiten an oder sind auch einfach nur für den Patienten da, um vorzulesen oder die Hand zu halten. Diese Hilfe wird selbstverständlich nicht erwartet, sondern nur angeboten – und auch gerne angenommen. Auf diese Weise nehmen Angehörige aktiv an der Versorgung teil und begleiten „ihren“ Patienten in dieser schwierigen Zeit. Die Erfahrungen auf den Stationen zeigen außerdem, dass von ihren Angehörigen mitbetreute Patienten wesentlicher ruhiger sind und sich einfacher von der Beatmung entwöhnen lassen.

Der Therapiebegrenzungsbogen

Trotz aller Bemühungen der modernen Hochleistungsmedizin gibt es Patienten, die eine schlechte oder unheilbare Prognose haben. Hat der Patient z.B. eine Patientenverfügung oder entscheiden sich die Angehörigen nach ärztlicher Aufklärung gegen eine Fortführung der Therapie, wird dies vom Arzt in einem eigens entworfenen Therapiebegrenzungsbogen festgehalten. Bei dem Gespräch immer mit dabei ist ein Mitarbeiter aus dem Pflegeteam und bei Bedarf die klinische Ethikberatung und / oder die Krankenhausseelsorge. Bei jeder gesundheitlichen Veränderung des Patienten bzw. einmal täglich wird die Situation neu besprochen.

Bildzeile: Kathrin Kriz füllt gemeinsam mit den Angehörigen eines Patienten den eigens entworfenen Angehörigenbogen aus.

Beruflicher Werdegang:

Kathrin Kriz , 32

2001 bis 2002: Freiwilliges soziales Jahr im Seniorenheim “ Martha Piter“ in Brandenburg an der Havel

2002 bis 2005: Ausbildung zur Gesundheits-und Krankenpflegerin am Städtischen Klinikum Brandenburg

2005 bis 2006: Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Interdisziplinären Wachstation in Brandenburg

2006 bis 2009: Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der kardiologischen Intensivstation am Universitätsklinikum Heidelberg

2009 bis 2011: Fachweiterbildung Anästhesie und Intensivpflege an der Akademie für Gesundheitsberufe Heidelberg AfG

Seit 2011: Gesundheits-und Krankenpflegerin für Intensivpflege und Anästhesie  auf der kardiologischen Intensivstation

2013 bis 2014: Qualifikation als Praxisanleiterin für Pflegeberufe an der Akademie für Gesundheitsberufe Heidelberg AfG

seit 2014 noch zusätzlich als Praxisanleiterin auf der kadiologischen Intensivstation tätig.

 

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