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Wie überwinden Hepatitis-Viren die Immunabwehr?

30. Juni 2016

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert neuen Sonderforschungsbereich mit 12,1 Millionen Euro

Die Freude war groß, als die Nachricht aus Bonn eintraf: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert über einen Zeitraum von vier Jahren einen neuen Sonderforschungsbereich (SFB) an der Medizinischen Fakultät mit 12,1 Millionen Euro. Der neue transregionale SFB 179 „Ursachen der Ausheilung bzw. Chronifizierung von Infektionen mit Hepatitisviren“ geht am Beispiel der verschiedenen Hepatitis-Formen der Frage nach, warum manche Infektionen ausheilen und andere einen chronischen Verlauf nehmen. Sprecher ist Professor Dr. Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung für Molekulare Virologie am Zentrum für Infektiologie des Klinikums und Leiter des Forschungsschwerpunkts Infektionen und Krebs am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Neben weiteren Wissenschaftlern der Universität Heidelberg sind Teams des Universitätsklinikums Freiburg, der TU und LMU München sowie des DKFZ beteiligt. Für die Heidelberger Arbeitsgruppen des neuen SFBs wird in absehbarer Zeit ein neues Gebäude mit modern ausgestatteten Laboren zur Verfügung stehen: Der Forschungsbau für das neue Zentrum für Integrative Infektionsforschung (CIID) ist ab 2017 bezugsfertig.

Krauesslich_I_201112080010178„Dieser Erfolg stärkt Heidelberg als Standort für exzellente medizinische Forschung und bestätigt die großartigen Leistungen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“

Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich, Prodekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg

Die Hepatitis-Formen B und C sind weltweit die am weitesten verbreiteten Infektionskrankheiten mit häufig chronischem Verlauf: 250 Millionen Menschen leiden an einer chronischen Hepatitis B, 130 Millionen an Hepatitis C. Die Patienten tragen ein hohes Risiko, an Leberzirrhose und Leberkrebs zu erkranken. Trotz bedeutender medizinischer Fortschritte in den letzten Jahren besteht noch dringender Forschungs- und Handlungsbedarf bei Prävention und Therapie. Während es einen Impfstoff gegen Hepatitis B-Viren (HBV) gibt, sind chronische Infektionen unheilbar. Bei Hepatitis C-Virus (HCV) Infektionen ist es umgekehrt: Dank neuer Medikamente ist eine Heilung möglich, aber es gibt keine Impfung. „Die Vermehrungsstrategien der beiden Viren unterscheiden sich grundsätzlich, darüber ist inzwischen viel bekannt. Wir wissen allerdings nicht, wie sie es jeweils schaffen, die körpereigene Abwehr zu umgehen“, sagt Prof. Bartenschlager. „Warum bleibt das Erbgut von HBV in den infizierten Zellen über lange Zeit unangetastet? Warum erkennen bestimmte Immunzellen, die Killerzellen, infizierte Zellen nicht – oder bei der chronischen Hepatitis C erst dann, wenn die Medikamente ansprechen und die Virusvermehrung weitgehend zurückgedrängt wird?“

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„Um zu verstehen, warum eine Virus-Infektion bestehen bleibt oder erfolgreich bekämpft wird, brauchen wir einen Ansatz, der die Wechselwirkungen zwischen Viren und Organismus von verschiedenen Seiten beleuchtet“

Professor Dr. Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung für Molekulare Virologie und Sprecher des neuen SFBs

Diesen und weiteren Fragen wollen die Wissenschaftler auf den Grund gehen. „Bisher konzentrierte sich die Forschung hauptsächlich darauf, einzelne Signalwege zu entschlüsseln oder wichtige molekulare Faktoren zu identifizieren. Wenn wir allerdings die generellen Mechanismen verstehen wollen, die darüber entscheiden, ob eine Virus-Infektion bestehen bleibt oder erfolgreich bekämpft wird, brauchen wir einen integrativen Ansatz, der die komplexen Wechselwirkungen zwischen Viren und Wirtsorganismus von verschiedenen Seiten beleuchtet“, so der Virologe. Das Forschungskonsortium führt daher Experten für Immunologie, Virologie, Leberstoffwechsel und -erkrankungen, Pathologie, Zellbiologie, moderne Bildgebungsverfahren und Bioinformatik zusammen. Ziel ist es, langfristig neue Therapieansätze zu entwickeln, um chronische Verläufe zu heilen bzw. schon im Keim zu ersticken.

>> Info: Die Sonderforschungsbereiche der DFG fördern aufwendige und langfristig konzipierte Forschungsvorhaben, auch und gerade über die Grenzen von Fachdisziplinen und Institutionen hinaus. Mit dem neuen SFB-Transregio  gibt es an der Medizinischen Fakultät nun insgesamt neun SFBs und SFB-Transregios, die Heidelberger Wissenschaftler sind an weiteren sechs beteiligt.

 

 

 

 

 

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