Johanna Hoffmann, Gesundheits- und Krankenschwester in der Chirurgie, ist eine der ersten Absolventinnen des Studiengangs ‚Interprofessionelle Gesundheitsversorgung‘
Eine Ausbildung und ein Studium in einem? So etwas gibt es nicht? Doch, denn genau diese Kombination bietet der neue Studiengang ‚Interprofessionelle Gesundheitsversorgung‘ an Universitätsklinikum und Medizinischer Fakultät Heidelberg. Der Clou dabei ist: In viereinhalb Jahren erhält man nicht nur eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf, sondern mit dem Bachelor of Science auch einen Hochschulabschluss. Nicht nur Abiturienten kommen für dieses Studium in Frage: Menschen, die eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf absolviert haben, können als ‚Quereinsteiger‘ direkt in das 6. Fachsemester einsteigen und mit einem Stellenanteil von 25 bis 50 Prozent nebenher weiter arbeiten.
Eine Studentin, die gerade ihren BA-Abschluss gemacht hat, ist Johanna Hoffmann. Die Gesundheits- und Krankenschwester, die nach ihrer Ausbildung auf der Viszeralchirurgischen Transplantationsstation (VTS) in der Chirurgischen Klinik arbeitet, lobt die Vielfalt des Studiengangs. „Die Inhalte waren zum einen sehr forschungsorientiert, aber auch Pädagogik und Kommunikation waren wichtige Bestandteile.“ Zudem führte das Studieren mit ihren Kommilitonen aus Medizinisch-Technischer Assistenz, Kinderkrankenpflege oder Augenheilkunde zu einem größeren Verständnis, was die spätere gemeinsame Versorgung der Patienten im Krankenhaus anbelangt.
„Auszubildende und Quereinsteiger, die bereits während ihrer Ausbildung bzw. nach einigen Jahren in ihrem Beruf über den Tellerrand hinausblicken und ihre Kompetenzen erweitern möchten, sind hier genau richtig.“
Die enge Verzahnung von Theorie und Praxis befähigte Johanna Hoffmann schon unmittelbar nach dem Studium dazu, das Erlernte in ihren beruflichen Alltag auf der VTS zu übernehmen. Ihr Hauptfokus liegt dabei auf der evidenzbasierten Pflege – also auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Brauchen Patienten, die blutverdünnende Medikamente bekommen, unbedingt Thromboseprophylaxestrümpfe? Wie lässt sich eine interprofessionelle Visite bestmöglich gestalten? Und welche Faktoren beeinflussen ein Delir – also einen akuten Verwirrtheitszustand nach einer Operation oder bei Aufenthalt auf einer Intensivstation?
Von ihren neu gewonnenen Erkenntnissen profitieren die Patienten auf der Intensivstation und ihre Kollegen gleichermaßen – in Zeiten der Qualitätsdebatte im Krankenhaus bei gleichzeitig beschränkten personellen Ressourcen ein wichtiges Pfund, mit dem die Absolventinnen wuchern können.
In der Zukunft möchte Johanna Hoffmann auf jeden Fall in Teilzeit auf ihrer Station weiter arbeiten, um den Bezug zur Praxis nicht zu verlieren und den wichtigen Transfer von Wissenschaft in den Pflegeberuf voran zu treiben. Darüber hinaus wird sie dem Klinikum in Forschungsprojekten und Arbeitsgruppen zur Verfügung stehen.
Und der neue Studiengang? Den kann sie trotz Doppelbelastung, die ein hohes Maß an Organisationstalent und Durchhaltevermögen erfordert, uneingeschränkt weiter empfehlen. Johanna Hoffmann: „Gerade für junge Menschen, die nach der Schule nicht genau wissen, ob Sie studieren oder lieber eine Ausbildung machen sollen, ist das Studium zu empfehlen. Und auch Quereinsteiger, die nach einigen Jahren in ihrem Beruf über den Tellerrand hinausblicken und ihre Kompetenzen erweitern möchten, sind hier genau richtig.“
Arbeit und Studium gut in Einklang zu bringen, war für Johanna Hoffmann nicht immer einfach. Geholfen haben ihr Durchhaltevermögen, ein hohes Maß an Organisationstalent und die Unterstützung durch ihre Stationsleitung sowie Kolleginnen und Kollegen.
Studiengang ‚Interprofessionelle Gesundheitsversorgung’
Voraussetzungen für den Quereinstieg :
- Allgemeine Hochschulreife oder eine bestandene Deltaprüfung (Studierfähigkeitstest für Absolventen mit Fachhochschulreife oder fachgebundener Hochschulreife)
- Abgeschlossene dreijährige Ausbildung in einem Gesundheitsberuf
- Nach Abschluss der Ausbildung 1.200 Stunden Berufserfahrung
- Erfolgreich absolvierte Einstufungsprüfung
Vielfältige Möglichkeiten nach Studienabschluss
Nach dem Studium können Absolventen weiter in der Patientenversorgung arbeiten oder sich in Richtung Forschung und Wissenschaft spezialisieren – in Form eines Masters oder einer Promotion. Dr. Cornelia Mahler, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung und Koordinatorin des Studiengangs: „Das Studium wertet die Gesundheitsberufe auf und soll vor allem bei Abiturienten Interesse in dem Bereich wecken. Es bietet nach dem Abschluss vielfältige berufliche Möglichkeiten und trägt dazu bei, die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung effektiv, effizient und zukunftsfähig zu gestalten.“
Weitere Infos zum Studiengang finden Sie unter www.interprofessionelle-gesundheitsversorgung.de
Autoren: Roman Jaburek / Christian Fick