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„Den ChaChaCha kann man auch in Stiefeln tanzen“

17. Januar 2016

Seit 2009 tanzt Orthoptistin Rabea Schmidt den ‚Line Dance‘, vor einem Jahr wurde sie in Florida Vize-Weltmeisterin

Florida, Neujahr 2015, schwüle 30 Grad Celsius und schwer erkältet – nicht gerade die besten Voraussetzungen für die Teilnahme an einer Tanz-Weltmeisterschaft. Doch drei Tänze später war Rabea Schmidt, Ausbilderin an der Orthoptistenschule der Akademie für Gesundheitsberufe, Vize-Weltmeisterin im ‚Country Line Dance‘ in der Division ‚Newcomer Female Diamond‘. Bis zum letzten Tanz war das Ergebnis für die Teilnehmer nicht absehbar, denn Wertungsnoten wie bei klassischen Tanzwettbewerben gibt es hier nicht. „Das war unheimlich aufregend. Man weiß nie, wie man im Vergleich zu den anderen steht“, sagt sie. Ihre sieben Gegnerinnen kamen u.a. aus den USA, Südafrika und Großbritannien, alles Länder, in denen sich der Line Dance größerer Bekannt- und Beliebtheit erfreut als in Deutschland. Das Rennen machte schließlich eine Engländerin. Trotzdem ein Erfolg für Rabea Schmidt: „Ich tanze erst seit 2011 auf Turnieren und hatte gehofft, unter die ersten fünf zu kommen.“

Doch wie tanzt man turniermäßig den Line Dance, einen Tanz, bei dem sich doch alle Mittänzer nach gleichen Schrittfolgen und synchron bewegen sollen? Auch beim Turnier ist die Choreographie fest vorgegeben und wird von allen Konkurrenten gleichzeitig auf dem Parkett vorgestellt. „Aber die Ausarbeitung ist frei: Es kommt darauf an, wie ich mich zur Musik bewege, auf Styling und Ausstrahlung“, so Rabea Schmidt. An ihrem ChaChaCha-Kleid beispielsweise nähte sie acht Wochen. „Meine Kleider nähe ich selbst. Dazu mache ich extra einen Nähkurs.“ Ein Bestandteil der Kleidung ist allerdings Pflicht: Zum Line Dance gehören Tanzstiefel, nicht nur bei Country-Musik, auch Walzer oder ChaChaCha werden in Stiefeln getanzt.

 

Auch ein Team ihres Vereins ‚Tanzsportclub Blau-Silber Ladenburg‘ war mit dabei. Gemeinsam holten sie im Team-Wettbewerb den vierten Platz. Gefeiert wurde anschließend im Walt Disney World Resort in Orlando, Florida, wo die Weltmeisterschaft stattfand. Dorthin führte die 41-Jährige vor allem ihr Wille zum Sieg, der sie bei ihrem ersten Turnier 2011 packte. Als sie prompt den ersten Platz erreichte, leckte sie Blut: „Ich dachte, ich mache mal weiter und schaue, was dabei rauskommt.“ Heraus kam unter anderem ein Sieg bei der Deutschen Meisterschaft 2013, ein dritter Platz bei der Europameisterschaft im gleichen Jahr, und eine vorzeitige Qualifikation für die WM durch Erfolge bei der französischen, niederländischen und BeNeLux-Meisterschaft.

Das harte Training zahlte sich aus: Mittlerweile ist Rabea Schmidt auch französische und deutsche Vizemeisterin

Die gewonnene Vize-Weltmeisterschaft von Florida – der bis dato größte Titel ihrer noch jungen Tanzkarriere – sorgte bei Rabea Schmidt für einen zusätzlichen Motivationsschub. Sie trainierte weiterhin zwei- bis dreimal pro Woche den Line Dance und macht nebenher noch Irish Dancing als Konditionstraining. Und Engagement und Trainingseifer zahlten sich aus: Sowohl bei der französischen als auch bei der deutschen Meisterschaft – diesmal in der nächst höheren Klasse ‚Novice‘ – ertanzte sich Rabea Schmidt den Vizemeistertitel.

Für Rabea Schmidt hat das harte Training noch einen positiven Nebeneffekt. „Das alles ist ein wichtiger Ausgleich zur Arbeit, denn tagsüber muss ich viel sitzen“, so Schmidt. Als Orthoptistin untersucht sie Patienten aller Altersstufen mit Sehschwächen, Schielen oder Bewegungs­störungen der Augenmuskulatur. Neben der Diagnostik und Besprechung der weiteren Therapie gehört ein großer Teil des Arbeitstages der Ausbildung der Orthoptistenschüler der Akademie für Gesundheitsberufe.

 

Drei Fragen an Rabea Schmidt…

Wenn es ums Tanzen geht, denkt man in erster Linie an den klassischen Paartanz, vielleicht noch an Ballet. Wie sind Sie auf den Line Dance gekommen?

Nachdem ich eine Vorführung einer Linedance-Gruppe gesehen hatte, dachte ich, dass könnte etwas für mich sein. Eine Probestunde hat mir Spaß gemacht, so dass ich dabei geblieben bin.

Was gefällt Ihnen so gut an dieser Tanzform?

Linedance ist sehr vielseitig. Man tanzt zu unterschiedlichen Musikstilen wie z.B. Country, Hiphop, Rock oder Pop. Diese Tanzart kann mit Partner oder alleine getanzt werden. Es fließen Tanzelemente aus dem Latein-/Standardtanzbereich ein. So werden Walzer und Chacha getanzt, aber auch Swing und Showtanz stehen auf dem Programm.

Sie haben nun die nächst höhere Klasse ‚Novice‘ erreicht. Was ändert sich für Sie bei den Wettbewerben und worauf freuen Sie sich am meisten?

Als Novice-Tänzer darf ich die vorgegebenen Choreografien variieren, was das Tanzen interessanter macht. Die Wertungskritierien werden strenger, es wird zunehmend auf die richtige Ausführung der einzelnen Tanztechniken geachtet. Auch die Kleiderordnung ändert sich, da nun die Outfits mit Pailletten und Strass verziert werden dürfen. Ein Traum wäre eine erneute Teilnahme bei einer Weltmeisterschaft. Die Atmosphäre dort war einfach genial.

 

Autorin: Tina Bergmann

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